Radiokolleg

Lexikon der österreichischen Popmusik (4)

Leftovers: Krachorgien aus dem Ex-Kinderzimmer

Verzweiflung, Panikattacken, toxische Beziehungen und andere Katastrophen der Adoleszenz. Kann man mit solchen Topics, gegossen in wütendes Geschrei, dissonante Songlines und aggressiven Krach, in die Hitparaden gelangen?

Man kann. Wobei dieses "man" hier eine Bande ist. Eine Viererbande namens Leftovers. Der Steckbrief: Leonid Sushon: Sänger und Gitarrist. Leon Eder: Schlagzeug. Anna Grobauer: Bassistin und Sängerin. Und Alex Waismayer, ebenfalls Gitarre, Gesang. Zusammen sind die Leftovers so etwas wie das Sprachrohr ihrer Generation, was Punk, Indie-Rock und Grunge betrifft. Der Generation Jetzt.

Dieser Befund gilt spätestens seit dem Oktober 2022, als Leftovers ihr Debut-Album "Krach" (sic!) veröffentlichten. Und für viele die aufregendste Underground-Gitarrenrockmusik der Stunde zelebrierten, die auch in Deutschland Widerhall fand. Vor wenigen Monaten folgte nun "Müde", das - so sagt man gern - "schwierige" zweite Album. Aufgenommen mit dem Produzenten Alexander Gschwendtner entstand erneut ein beeindruckend unwirsches, selbstbewusstes und dringliches Statement. Es klingt nicht müder, nur erwachsener. Dabei hieß ein erster Szene-Hit noch halb-ironisch "Kinderzimmer".

"Denn man darf natürlich niemals vergessen, dass Leftovers immer noch gerade einmal Anfang 20 sind", merkt der erfahrene Booker der Leftovers an. "Energie und Emotionen passieren hier intuitiv. Weil sie raus müssen". Mit dieser Frische unterstützte man auch schon heimische Größen wie Wanda, Leftovers gelten quasi als noch ungeschliffener Rohdiamant der Szene. Und als Zukunftshoffnung. Eine Momentaufnahme, die tendenziell auch "Standard"-Journalist Christian Schachinger teilt: "Auch Menschen, die ihren Tinnitus bereits hinter sich haben, können sich über die Leftovers freuen".

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  • Walter Gröbchen