Freischwimmende Qualle

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doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Freischwimmen im Neuland

Der Digital News Report 2024 zeigt: Die Zahlungsbereitschaft für online Nachrichten stagniert, nachdem sie zuletzt wenigstens langsam gestiegen ist. Branchenvertreter sagen, man sei im Netz noch immer zu sehr von Print getrieben, so werde man junge Leute nicht gewinnen können. Freischwimmen im digitalen Neuland ist also angesagt. #doublecheck hat darüber mit Medienprofis gesprochen, die die Transformation in ihren Verlagen unbeirrt vorantreiben. Stichwort Transformation: Der ORF bietet ab September seriöse Information auch auf YouTube an, ZIB2-Anchor und Social-Media-Chef Armin Wolf erklärt wie und warum.

"Wir reden seit zwei Jahrzehnten über die Digitalisierung, aber wir machen es nicht", sagt Sebastian Krause, zuständig für die Produktentwicklung bei der "Kleinen Zeitung". Es ist so etwas wie eine Beichte für die Zeitungsbranche. Bei der "Kleinen" ist digital schon viel passiert. Doch das eigentliche Umdenken, derTabubruch, der passiere erst jetzt, sagt Krause. Denn der Text sei nicht mehr so wichtig, und das Gedruckte sei zweitrangig. Was zählt sind Audio, Video, Social Media, Live-Berichterstattung, Personalisierung. Aber noch sind viele Verlage nicht so weit. Und das bremst die Bereitschaft, für digitalen Journalismus zu bezahlen. Weil das Angebot noch immer nicht stimmt. Dafür gibt es zwar die Digitale Transformationsförderung durch den Bund, aber die werde oft verschwendet, so Experten.

Drei Beispiele, wie Print noch lebt

Ob es die reichweitenstarke "Die ganze Woche" von Noah Falk ist - das meistunterschätzte Blatt in Österreich, wie der Medienexperte Peter Plaikner findet - oder das qualitativ hochstehende Monats-Magazin "Datum - Seiten der Zeit", das dieser Tage sein 20-jähriges Bestehen feierte: Es gibt die Beispiele dafür, dass Print lebt und auch im algorithmen-getriebenen Online-Medienbusiness überleben kann. #doublecheck hat sich auf die Suche begeben und ist auch bei der Tageszeitung "Die Presse" fündig geworden. Mit einem Relaunch setzt das Blatt bewusst auf das Printprodukt. Nicht nur, aber speziell am Wochenende: die "Presse am Sonntag" gibt es seit 15 Jahren, ein Erfolgsmodell.

Ein Sommermärchen für Servus TV

Das allzu kurze Sommermärchen der österreichischen Männer-Fußball-Nationalmannschaft bei der laufenden EM-Endrunde in Deutschland fand auf Servus TV statt, weil der Red-Bull-Sender sich um viele Millionen die Übertragungsrechte gesichert hat. Das Doppelte von dem, was für den beitragsfinanzierten ORF wirtschaftlich möglich war. Die Folge sind Rekordquoten, Servus TV hat dank Fußball im Juni erstmals ORF1 bei den Marktanteilen überholt. Es ist auch ein Sommermärchen für Senderchef Ferdinand Wegscheider, der davon schon vor Jahren geträumt hat. Und diese Entwicklung hat Schubkraft für die politische Berichterstattung des Senders, der sich als Plattform einer rechten Gegenöffentlichkeit etabliert hat und als Kanal für Verschwörungserzählungen wie für alternative Fakten nach dem Vorbild der US-amerikanischen "Fox News" gilt.

Moderation und Gestaltung: Nadja Hahn und Stefan Kappacher

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