Zwischenruf

Herr K und die großen Fragen des Lebens

von Reinhold Esterbauer, Professor für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Graz

Immanuel Kant sagt: "Du musst so handeln, dass die Grundlage oder die Leitlinie für dein Handeln so gedacht wird, dass es auch für alle anderen Menschen eine grundsätzliche Leitlinie sein könnte." Das braucht es deshalb, weil er davon überzeugt ist, dass es eine allgemeine ethische Grundnorm geben muss, eine Norm, die für uns alle gelten kann. Sonst hätte ich eine universale Ethik verloren.

Es ist natürlich die Frage, ob es so etwas wie die globale Ethik geben soll oder muss. Ein Beispiel wäre, dass man sagen kann: Gelten eigentlich die Menschenrechte und Menschenwürde uneingeschränkt? Gilt die genauso in China, wie sie in Europa gelten kann oder in Afrika gelten kann oder sonst irgendwo? Wenn ich dort beginne aufzudröseln und zu sagen: "Ja, dort oder da können wir Ausnahmen machen", dann wird Kant sagen: "Naja, wenn wir jetzt diese Verbindlichkeit nicht mehr haben und eine globale Gesellschaft auf der anderen Seite haben und mit allen vernetzt sind, wie wollen wir miteinander noch gut zusammenleben, auch verhandeln können oder uns wirtschaftlich austauschen können?"

Nun würde man heute sagen, vielleicht ist das auch etwas, was wir Europäer uns eingebildet haben, und das könnte ja sein, dass wir das exportiert haben oder sogar über unseren Kolonialismus in andere Weltteile gebracht haben. Darum wird von dieser Seite ja sehr oft auch gesagt: "Das ist etwas Exportiertes, ihr wollt quasi eure Moral universalisieren." Da hat man sofort wieder die Machtdebatte und man muss fragen, ob das nicht durch einen Postkolonialismus in Frage gestellt werden muss. Also, das würde sagen, wir hätten jetzt aus europäischem Blickpunkt gesagt, wir hätten eine allgemeine Moral den anderen aufoktroyiert und sie würden sagen: "Ja, mit welchem Recht tun wir das denn überhaupt?" Die andere Seite wäre die Seite: Können wir dann in einer Weltgesellschaft zusammenleben? Kant geht ja auch davon aus, dass wir nicht nur nationale Bürgerinnen und Bürger sind, sondern Weltbürger und -bürgerinnen.

Ein weiteres Beispiel wäre Klimaethik. In der Klimaethik wissen wir alle: Es geht nicht nur darum, dass ein Weltteil sich dafür jetzt stark macht, sondern das müssen wir alle tun. Das Klima ist nicht national beschränkt, sondern es ist auch nicht auf Erdteile beschränkt, sondern es ist global. Und wenn wir eine wirklich funktionierende und auch wirksame Klimaethik ausarbeiten wollen, dann muss das eine globale Ethik sein. Und darum müssten diese ethischen Grundsätze dann natürlich auch universal verbindlich sein, sonst wird das kaum oder nur schwer machbar sein.

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Keith Jarrett
Album: PARIS / LONDON: TESTAMENT
Titel: Part III/instr./live
Gesamttitel: LONDON
three
Solist/Solistin: Keith Jarrett /Piano
Länge: 06:50 min
Label: ECM Rec. 2130-32 / 2709583 (3 CD)

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