Gefängniszellentüre in blau

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Punkt eins

Letztes Mittel Haft

Straffällige Jugendliche und der Umgang der Gesellschaft mit ihnen.
Gäste: Maynat Kurbanova, Sozialarbeiterin und Autorin & Univ.-Prof. Dr. Alois Birklbauer, Institut für Strafrechtswissenschaften der Universität Linz.
Moderation: Marina Wetzlmaier.
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Adam war 14 Jahre alt, als er in falsche Kreise geriet, wie er rückblickend sagt. Er entfernte sich von bisherigen Beziehungen, geriet in eine Schlägerei und verletzte jemanden. Als ihn sein schlechtes Gewissen und die Angst plagten, stellte er sich freiwillig der Polizei. Das war der Beginn seines ersten Gefängnisaufenthalts. Er habe Kriminalität immer gehasst und wollte nie so sein, beteuert er, als er später seine Geschichte niederschreibt.

Seit vielen Jahren arbeitet die Sozialarbeiterin und Autorin Maynat Kurbanova mit jungen Menschen, die straffällig wurden. Das Schreiben ist eine von mehreren Methoden, mit der sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit ihrer Geschichte, aber auch mit Perspektiven nach der Haft, auseinandersetzen sollen. "Das Wichtigste für mich ist, dem Menschen als Menschen zu begegnen und nicht als jemandem, der ein Delikt begangen hat", so Kurbanovas Leitsatz.

In den vergangenen Wochen und Monaten sorgen Delikte von jungen Menschen immer wieder für Schlagzeilen. Oft treten sie in Gruppen auf, wodurch schnell von "Jugendbanden" die Rede ist. Sie treffen sich zu Schlägereien, sind mit Stöcken, Messern und Pfefferspray bewaffnet. Andere begehen Sachbeschädigungen oder Diebstähle und sind in Drogendelikte verwickelt. Hat die Jugendkriminalität eine neue Dimension erreicht?

Laut Statistik ist die Zahl der rechtskräftigen Verurteilungen von Jugendlichen in den vergangenen zehn Jahren gesunken. Dennoch wirkt der öffentliche Raum zumindest punktuell unsicherer. Die Zahl der Jugendlichen, die tatsächlich in Haft kommen, befinde sich im Promillebereich, betont Iris Hofer, Leiterin der Justizanstalt Linz in einem Interview. Das Jugendgerichtsgesetz sehe für junge Menschen alternative Möglichkeiten vor, die großteils ausgeschöpft werden. Der Fokus liege auf der Re-Sozialisierung.

Alois Birklbauer, Strafrechtsprofessor an der Johannes Kepler Universität Linz, sieht eine zentrale Verantwortung in der Sozial- und Bildungspolitik. Die Kriminalpolitik könne Versäumnisse in diesen Bereichen nicht kompensieren. Zu Gast bei Marina Wetzlmaier diskutieren Alois Birklbauer und Maynat Kurbanova über den Umgang der Gesellschaft mit straffälligen Jugendlichen.

Hörerinnen und Hörer sind wie immer herzlich eingeladen mitzudiskutieren. Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 (kostenfrei innerhalb von Österreich) oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(a)orf.at.

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