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Gedanken für den Tag
Erich Kästner über die Kindheit
Michael Hammerschmid, Kinderbuchautor, zum 50. Todestag von Erich Kästner
27. Juli 2024, 06:57
Ich möchte heute Erich Kästner dort zu Wort kommen lassen, wo er meiner Ansicht nach ganz bei sich ist. Im Aufruf, im fröhlichen Plädoyer, als Moralist und Ermutiger, nämlich mit den Worten, die er 1925 in seiner berühmten "Ansprache zum Schulbeginn" formuliert hat. Die Gültigkeit seiner dort geäußerten Sätze sitzt wohl bereits tief im kollektiven Gedächtnis, das bekanntlich dennoch gerne aufs Wesentliche vergisst. Ich möchte deshalb an ein paar seiner Sätze daraus erinnern.
Kästner nimmt den aufgeregten, besonderen Tag des Schulbeginns zum Anlass, sich an die Kinder und Erwachsenen zu richten, und er ruft ihnen zu: "Lasst euch die Kindheit nicht austreiben! Schaut, die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt." Und er kommt zum Schluss: "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch!"
Es ist ein Satz, fast wie ein moralischer Imperativ. Hier ist Kästner Aufklärer, hier ist er bei sich. Und er fährt fort: "Haltet das Katheder weder für einen Thron noch eine Kanzel! Der Lehrer sitzt nicht etwa deshalb höher, damit ihr ihn anbetet, sondern damit ihr einander besser sehen könnt. Der Lehrer ist kein Schulwebel und kein lieber Gott."
Und dann heißt es noch: "Nehmt auf diejenigen Rücksicht, die auf euch Rücksicht nehmen!" Und dann heißt es: "Seid nicht zu fleißig!" und "Lacht die Dummen nicht aus!" und "Misstraut gelegentlich euren Schulbüchern!" Und später heißt es: "Glaubt auch den Geschichten nicht, worin der Mensch in einem fort gut ist und der wackre Held vierundzwanzig Stunden am Tage tapfer!"
Und der höchst lebendige Text, den Sie unbedingt lesen sollten, schließt mit dem Satz: "Und, liebe Eltern, wenn Sie etwas nicht verstanden haben sollten, fragen Sie Ihre Kinder!" Und dem ist schließlich nun wirklich nichts mehr hinzuzufügen.
Service
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Niki Reiser geb.1958
Vorlage: Erich Kästner 1899 - 1974
Gesamttitel: PÜNKTCHEN UND ANTON / Original Filmmusik
Titel: Glücklich/instr.
Leitung: Florian Ludwig
Orchester: Filmorchester
Länge: 05:10 min
Label: BMG Ariola 74321653992