Punkt eins

Venezuela hat gewählt

Maduros Bilanz und mögliche Wege aus der multiplen Krise und Korruption. Gast: Dr. Johannes Maerk, Lehrgangsleiter des Masterstudiengangs "Diplomacy and International Relations" an der FH Campus Wien sowie Lektor an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien sowie Vorsitzender des Masterkomitees der International Anticorruption Academy in Laxenburg. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Schon die Umstände waren chaotisch und galten Beobachter:innen als fragwürdig, unter denen die venezolanische Regierung für 28. Juli die Präsidentschaftswahl beschlossen hatte. Ausgerechnet am Geburtstag des 2013 verstorbenen Hugo Chavez. International wurde bereits vor einem halben Jahr hinterfragt, ob die Wahlen frei und fair abgehalten werden können - das Regime von Nicolas Maduro geht rigoros gegen die Opposition vor, kritisierte unter anderem die Mission der Vereinten Nationen in Venezuela.

Unter der Überschrift "unterdrücke und überlebe" fasst die Politologin Sandra Weiß in einer Analyse zusammen: "Nicolas Maduro hat Venezuela ruiniert und ist unpopulär, sitzt aber dank seines Repressionsapparats fest im Sattel."

Laut Umfragen lehnte eine große Mehrheit von bis zu 80 % Maduro ab, der seit 2013 im Amt ist. 2018 hatte er sich in einer höchst umstrittenen, von Manipulationsvorwürfen überschatteten Wahl bestätigen lassen und sich eine zweite Amtszeit gesichert. Eine dritte Regierungsperiode und ein Sieg der linksnationalistischen Regierungspartei galt als beinahe sicher: Die aussichtsreichste Oppositionskandidatin war vor der Wahl ausgeschlossen worden, Oppositionspolitiker und Wahlhelfende inhaftiert worden.

Das erdölreichste Land der Welt steckt seit Jahren in einer schweren, multiplen Krise: wirtschaftlich, politisch und demokratisch, humanitär. Fast acht Millionen Menschen haben Venezuela laut UNO-Angaben in den letzten Jahren verlassen. Die Lebensumstände der Venezolaner:innen haben sich kaum verbessert; Korruption ist eines der zentralen Probleme.

Korruption erscheint oft als eine Art strukturelles Grundmerkmal von Ländern, die trotz Rohstoffreichtums in einem wirtschaftlich schlechten Zustand sind. In den vergangenen Jahren haben in mehreren lateinamerikanischen Ländern Fälle von schwerer Korruption für Schlagzeilen gesorgt, sowohl in Ländern mit progressiven als auch mit konservativen Regierungen, stellt Johannes Maerk fest.

Johannes Maerk ist Lehrgangsleiter des Masterstudiengangs "Diplomacy and International Relations" an der FH Campus Wien, Lektor an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien und Vorsitzender des Masterkommittees der International Anticorruption Academy in Laxenburg. Schwerpunkte seiner Forschungen sind soziale Dynamiken in Lateinamerika, politische Theorie sowie internationale Beziehungen des globalen Südens.

Als Gast bei Barbara Zeithammer analysiert Johannes Maerk die Wahl in Venezuela, ihre Umstände und ihre bisherigen Ergebnisse, die bisherige Bilanz Maduros, den Zustand des Landes und die Lebensumstände der Menschen und spricht über die vielzitierte Herausforderung der Korruption.

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