Menschenbilder

Eva Beresin, Malerin

Das Unsagbare zum Sprechen bringen. Die Kunst von Eva Beresin

Im Leben der Malerin Eva Beresin ist die Kunst nicht von ihrer Biografie zu trennen. Als die seit 1976 in Österreich lebende gebürtige Ungarin nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 2007 deren Tagebuch entdeckte, bekam ihre Arbeit eine neue Stoßrichtung und eine Dringlichkeit, die sie zuvor nicht besaß. In diesen Aufzeichnungen wird das Schicksal ihrer jüdischen Familie während der NS-Zeit beschrieben: der Horror in den Konzentrationslagern, die Geschichte der Rettung nach dem Krieg, der lange Weg zurück nach Hause. "Ich habe meine Mutter noch einmal völlig neu kennengelernt," sagt Eva Beresin. "Als 22-jähriges Mädchen aus einem sehr gutbürgerlichen Haus, das ein ziemlich schönes, mondänes Leben führte und sich noch 1943 über die faschistischen Pfeilkreuzler belustigte. Und ein Jahr später wurde sie ins Verderben gestoßen." Wenn man Eva Beresins Gemälde unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, dann wirken die grotesken Figuren-Arrangements in düsteren Farben und mit schlierigem Auftrag wie Echokammern welthistorischer Katastrophenszenarien, die, weit über den konkreten Anlass hinaus, von einer fatalen Conditio humana erzählen, die mit grimmiger Ironie karikiert wird.

Eva Beresin, geboren 1955 in Budapest, hatte schon als Kind Porträts alter jüdischer Damen gezeichnet, wenn sie mit ihren Eltern das Café Gerbeaud am Vörösmarty-Platz besuchte. Als sie nach Österreich übersiedelte, setzte sie ihre malerische Produktion jahrzehntelang fort - ohne dass die Kunst-Öffentlichkeit auch nur im geringsten davon Notiz nahm. Deshalb betätigte sich Beresin beruflich als Raumgestalterin, Designerin und leitete, als ihr Mann schwer erkrankte, sogar mehrere Jahre lang das 'House of HiFi' in der Wiener Neubaugasse.

Erst als der US-amerikanische Künstler, Kritiker und Kurator Kenny Schachter ihre Werke vor wenigen Jahren auf Instagram entdeckte, wendete sich das Blatt: Dank seiner Begeisterung und seines Engagements erhalten Beresins produktiv verstörende Bilder in einem Akt poetischer Gerechtigkeit endlich jene Aufmerksamkeit, die sie seit langem verdient hätten. Darüber freut sich die Künstlerin natürlich. Gleichzeitig hält sie den Ball flach: Der Erfolg sei so spät gekommen, dass er sie sicher nicht aus der Bahn werfen werde. Ihr gehe es nicht um Ruhm und Geld, sondern um Kontinuität: "Ich male einfach weiter: Der Weg ist das Ziel."

Gestaltung: Thomas Miessgang

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  • Thomas Mießgang