Sound Art: Zeit-Ton

Die Textur in der Musik

Zeitgenössische Musik verstehen. Dietmar Hellmich erhellt zentrale und dezentrale Werke der Musikgeschichte

Dietmar Hellmich, Komponist und Musikwissenschaftler aus Wien, beleuchtet für "Soundart: Zeit-Ton" im Kamingespräch mit Rainer Elstner zentrale und dezentrale Werke der Musikgeschichte. Diesmal geht es um Verwobenes und Metaphysik, spirituelle musikalische Texturen also.

Das Ideal der Mehrstimmigkeit war in der europäischen Musik lange Zeit die Polyphonie, in der die einzelnen Stimmen Eigenständigkeit behaupten können aber in Vollkommenheit zusammenklingen, wie es vor allem in geistlicher Musik perfektioniert wurde. Um 1960 wird daraus eine "Mikropolyphonie", wo die einzelnen Stimmen in einem Stimmengewebe aufgehen. Der Klassiker dieser Technik, György Ligeti, wurde durch die Verwendung seiner Musik in Filmen von Stanley Kubrick einem breiteren Publikum bekannt.

Undurchdringliche Klangströme bilden auch nach Ligetis "Lux aeterna" Möglichkeiten, das Unergründliche erlebbar zu machen, gerade auch in Kombination mit Rückbindungen an die Tradition, wie es schon an den Werktiteln "Messe" des Deutschen Wolfgang von Schweinitz oder "Sinfonie" des Russen Edisson Denissow abzulesen ist. Ein aktuelles Angebot, in einem musikalischen Ökosystem aufzugehen, ist "Become Ocean" von John Luther Adams, der damit vor den Folgen des Klimawandels warnt.

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