Le week-end

Von Flugmaschinen, Traumflügen und Flugträumen.

Volo, volo!
Mit Elke Tschaikner und Christian Scheib

Mit Musik von Leonardo Leo, Domenico Modugno, George Antheil, Kurt Weill und Bert Brecht, Joseph Haydn und anderen.

Wir träumen und wir fliegen in diesem "le week-end". Wir fliegen beispielsweise mit Domenico Modugno, der in seinem berühmten Lied "Volare" Blau auf Blau malte: "Nel Blu di Pinto di Blu" aus 1958:

Ich glaube, dass so ein Traum niemals wiederkehrt:

Ich malte meine Hände und mein Gesicht blau an.
Plötzlich riss mich der Wind mit, und ich flog über den unendlichen Himmel.
Fliegen.
Singen.
Blau, gemalt im Blau.
Wie schön, dort oben zu sein.
Und ich fliege fröhlich weiter.
Höher als die Sonne und sogar noch höher.
Während die Welt langsam in deinen blauen Augen verschwindet.
Deine Stimme ist eine sanfte Musik, die für mich klingt.

Es lag damals in der Luft, sogar die Luft noch hinter sich zu lassen, über das Blaue noch hinauszufliegen: Ein Jahr vor "Volare" war mit Sputnik der erste künstliche Satellit piepsend im Weltall rund um die Erde geflogen. Und drei Jahre später, 1961, verließ Juri Gagarin die Erde, um sie im Weltraum zu umkreisen. Im selben Jahr schrieb György Ligeti das Orchesterwerk "Athmosphéres". Das scheint im Nachhinein wie eine Ironie des Schicksals der Rezeptionsgeschichte dieses Orchester-Raumklang-Flugtraums. Es dauerte nämlich nur weitere sieben Jahre, bis Stanley Kubrick die Astronauten seiner "Odyssee im Weltraum" zu Ligetis Musik schweben ließ.

Die von Leonardo da Vinci ausgedachten und als Konstruktionszeichnungen festgehaltenen Träume vom Fliegen mussten lange warten, bis sie realisiert wurden, aber Renaissancegewebe von da Vincis Zeitgenossen Johannes Ockeghem lehrten die Menschen schon damals die Imagination vom Fliegen und von schwerelosen Zuständen.
Wie weit einen die eigenen Gedanken tragen können, erzählt uns Georg Friedrich Händel. Er holt sich Unterstützung bei einem mythologischen Flugträumer, beim Denker und Erfinder Dädalus, der seinem Sohn Ikarus Flügel baut, damit dieser in die Freiheit fliegen kann. Doch die banale Realität will es anders: Ikarus ist übermütig, fliegt zu nahe an die Sonne, das Wachs der Flügel schmilzt, die Federn lösen sich und er stürzt ins Meer. Die Visionen und die Fantasie des Dädalus waren also beständiger als der Leichtsinn des realen Fliegers. Und Georg Friedrich Händel erinnert an die enorme Flugkraft unseres Geistes: "Es fliege durch die Luft, wer zu fliegen vermag, geschwind überquere er Land und Meer, er komme und gehe, ohne haltzumachen. Auch der Mensch möge fliegen, doch mit den Gedanken die, viel leichter und feiner als Federn, der Himmel im gab."

Der erste geschichtlich überlieferte Raketenstart fand im Jahr 1232 im Kaiserreich China statt. Die ersten Raketenstarts der Musikgeschichte sind in der Mitte des 18. Jahrhunderts zu datieren, und zwar in Mannheim. Johann Anton Wenzel Stamitz wollte die barocke Ästhetik hinter sich lassen, und baute sich dazu eine Rakete nach einem einfachen Grundprinzip: Leise anfangen, ein aufsteigendes Motiv mehrmals wiederholen, langsam aber unmissverständlich die Lautstärke steigern und ab geht's in die nächste Umlaufbahn. "Mannheimer Rakete" nannte man diese neue Manier.

Sendereihe

Gestaltung

  • Elke Tschaikner
  • Christian Scheib