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Punkt eins
Der Clash
Großbritannien nach (?) den Unruhen: Die Bevölkerung will Antworten. Gast: Misha Glenny, Rektor, Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM). Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
12. August 2024, 13:00
Nach tagelangen rechtsextremen Ausschreitungen in ganz Großbritannien schien das Land zuletzt zur Ruhe zu kommen. Am Mittwoch versammelten sich tausende Menschen im ganzen Land, um friedlich gegen die fremdenfeindlichen Randale zu demonstrieren und Ziele rechter Gewalt wie etwa Asylunterkünfte zu schützen. In die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Normalität mischen sich jedoch viele offene Fragen, sagt der britische Autor und Journalist Misha Glenny, seit 2022 Rektor des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien. Die Bevölkerung werde nun dauerhafte Antworten auf die Sicherheitskrise und die Radikalisierung in der Gesellschaft verlangen. Die müssen nun in erster Linie von der soeben angetretenen Labour-Regierung unter Keir Starmer kommen.
Der bekannte sich umgehend zum Schutz "unserer muslimischen Communities", versprach, rassistische Gewalt nicht zu tolerieren, und kündigte eine umgehende Verstärkung des Polizeiaufgebots an. Law-and-order-Politik ist der ersten linken Regierung seit 14 Jahren durchaus nicht fremd. Auch war die Partei schon im Wahlkampf eine durchaus harte Linie in der Migrationsfrage gefahren. Von Starmers Plänen, dringend benötigte Arbeitskräfte ins Land zu holen, war zuletzt deutlich weniger zu hören; dafür legte er ein detailliertes Konzept zum Außengrenzschutz vor. Umfragen des Institute for Public Policy Research ergaben indessen, dass die Bevölkerung Zuwanderung mittlerweile mehrheitlich positiv sieht.
Aber es waren dann doch wieder die Rechtsextremen, die in den letzten Tagen und Wochen Politik, Medien und Gesellschaft vor sich hertrieben. Auslöser für die jüngsten Ausschreitungen war eine Messerattacke Ende Juli in der Stadt Southport, bei der drei Kinder starben - auf Social Media verbreiteten sich umgehend Gerüchte, der mutmaßliche Täter sei ein irregulärer, "muslimischer Migrant" gewesen. Die Polizei sah sich schließlich zu einer Richtigstellung gezwungen: Tatsächlich sitzt ein gebürtiger Waliser in Untersuchungshaft. Aber Online-Postings heizten die Gewalt weiter an - nicht zuletzt fiel US-Milliardär und Social-Media-Mogul Elon Musk mit wiederholten Andeutungen über einen drohenden "Bürgerkrieg" auf.
Misha Glenny erwartete zuletzt, dass die Politik auch gegen die Gewalt der Worte eine scharfe Antwort würde finden müssen. Das bewahrheitete sich noch vor dem Wochenende. Die Cheshire Police nahm am Donnerstagabend eine Frau wegen der Verbreitung von Falschinformationen fest. Schon am Dienstag hatte Technologieminister Peter Kyle Vertreter:innen der großen Onlineplattformen zu einem Krisentreffen einbestellt. Für Hasskommentare gebe es "keine Rechtfertigung", betonten auch die Justiz-Staatssekretärin und der Premierminister.
Was sind die tatsächlichen Ursachen und Hintergründe von Radikalisierung, und was sind die möglichen Antworten darauf? Misha Glenny spricht mit Xaver Forthuber über die Spaltung im Vereinigten Königreich. Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.
Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Johnny Marr
Titel: How Soon Is Now (davon 16 Sek. unterlegt)
Ausführende: The Smiths
Länge: 06:44 min
Label: Rough Trade
Komponist/Komponistin: Johnny Marr
Titel: Shoplifters of the World Unite
Ausführende: The Smiths
Länge: 02:57 min
Label: Rough Trade
Komponist/Komponistin: Johnny Marr
Titel: There Is a Light That Never Goes Out (davon 40 Sek. unterlegt)
Ausführende: The Smiths
Länge: 04:03 min
Label: Rough Trade
Komponist/Komponistin: Paul Simonon
Album: NUR ZU BESUCH: DIE TOTEN HOSEN UNPLUGGED IM WIENER BURGTHEATER
Titel: The guns of Brixton/live
Ausführende: Die Toten Hosen /Gesang m.Begl.
Länge: 02:38 min
Label: Warner Music 5245058152