Berghütte

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Punkt eins

Marode Hütten, zerfallende Wege

Wie geht es der alpinen Infrastruktur? Gäste: Prof. Dr. Ulrike Pröbstl-Haider, Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung, Universität für Bodenkultur (Boku); Dr. Wolfgang Schnabl, Präsident des Alpenvereins, Moderation: Alexander Musik. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Die Sommer-Ausgabe seines Magazins "Bergauf" betitelte der Österreichische Alpenverein ungewohnt drastisch: "Abbruchstimmung" heißt es da, von einem "Notruf aus den Alpen" ist die Rede, und vor dem Hintergrund einer wetterumtosten Berghütte prangt symbolisch rot-weißes Baustellen-Absperrband. Hintergrund laut Alpenverein: So manche Schutzhütte sei altersschwach und brauche dringend eine Sanierung, was bei "explodierenden Baupreisen im Hochgebirge" und "zunehmenden Wegeschäden infolge der Klimakrise" nicht mehr bezahlbar sei.

Es geht wieder einmal ums Geld, das nun der Staat zuschießen soll, damit die Infrastruktur der alpinen Landschaft nicht weiter bedroht wird. Schließlich arbeiten díe Wege- und Hüttenwarte, die in Österreich ein Wegenetz von 26.000 km mit über 100.000 Schildern und 225 Hütten betreuen, ehrenamtlich. Und auf die Ehrenamtlichen kommt immer mehr Arbeit zu, wenn etwa Hüttenzugangswege durch Wetter-Ereignisse beschädigt oder durch Überlastung ausgetreten sind.

Bei den Hütten gehe es um mehr als den Schutz vor den Unbilden der Natur, betont Alpenvereinspräsident Dr. Wolfgang Schnabl: "Hütten fungieren als Herzstücke des sozialen Austauschs, an denen Wanderer aus aller Welt zusammenkommen und ihre Erfahrungen und Erlebnisse teilen und Vorurteile abbauen können". Gespräche, so Schnabl, die zur Bildung eines gemeinsamen Bewusstseins beitragen und das Verständnis und die Wertschätzung für die Natur und ihren Zauber fördern.

Dieses völkerverbindende und naturnahe Narrativ stand nicht von Anfang an im Vordergrund. Ende des 19. Jahrhunderts ging es nicht um die Erfindung des "sanften Tourismus", sondern um die "Erschließung" des Alpenraums mit dem Ziel, den Weg zum jeweiligen Gipfel (inklusive Gipfelkreuz) zu erleichtern.

In Zeiten von Wander- und Mountainbike-Boom, "übernutzter" Landschaft und fragiler Biodiversität stellt sich heute die Frage, ob nicht aufgelassene Schutzhütten und zerfallende Zugangswege hilfreich für den Lebensraum Alpen wären? Schließlich lockt die beinahe restlos erschlossene Bergwelt inklusive markierter Wege und komfortabler Übernachtungsmöglichkeiten immer mehr TouristInnen an.

Wie gelingt es, die Herausforderungen von Sommer- und Wintertourismus in den Alpen mit dem Wunsch, diesen hoch frequentierten Naturraum zu schützen, zu versöhnen? Sollen künftig nur noch breite Forststraßen bewandert und empfindliche schmale Wege und Steige nicht mehr betreten oder befahren werden dürfen?

Gäste bei Alexander Musik sind Dr. Wolfgang Schnabl, Präsident des Alpenvereins, und Prof. Dr. Ulrike Pröbstl-Haider vom Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku).

Wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns unter 0800 22 69 79 erreichen; oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Matthias Schinnerl, Joana Karacsonyi & Flora Geisselbrecht
Titel: Pastures (davon 18 Sek. unterlegt)
Ausführende: Alpine Dweller
Länge: 04:29 min
Label: No Fear Records

Komponist/Komponistin: Matthias Schinnerl, Joana Karacsonyi & Flora Geisselbrecht
Titel: Waeds Wedding
Ausführende: Alpine Dweller
Länge: 03:57 min
Label: No Fear Records

Komponist/Komponistin: Matthias Schinnerl, Joana Karacsonyi & Flora Geisselbrecht
Titel: Sonne (davon 5 Sek. unterlegt)
Ausführende: Alpine Dweller
Länge: 03:35 min
Label: No Fear Records

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