Apropos Klassik

Erkundungstouren mit William Steinberg

Aus Pittsburgh und Boston: das klingende Vermächtnis eines Schwimmers gegen den Strom.

Von all den europäischen, größtenteils: deutschsprachigen Musikern, die ab den späten 1930er Jahren das US-amerikanische Musikleben infiltrierten und einen gewaltigen Qualitätsschub auslösten, ist William (ursprünglich: Hans Wilhelm) Steinberg heute der am wenigsten bekannte. Am von ihm fast ein Vierteljahrhundert lang geleiteten Orchester selbst, dem Pittsburgh Symphony Orchestra, kann es nicht liegen: Fritz Reiner - André Previn - Lorin Maazel - Mariss Jansons - Manfred Honeck … die Chefs vor und nach Steinberg ergeben eine imposante Ahnengalerie. War Steinberg zu wenig "showy", zu wenig Diktator (wie viele Kollegen es damals vorlebten)? Pflegte er zu engagiert Repertoire abseits der symphonischen "Schlachtrösser"? Die vielen, vielen rund um die 125.Wiederkehr von Williams Steinbergs Geburtstag konzentriert wiederveröffentlichten Platteneinspielungen vermitteln ein Bild selbstverständlicher, werkdienlicher Exzellenz, wie es von einem Dirigenten zu erwarten ist, der in Deutschland noch an Otto Klemperers Seite arbeiten durfte, der dann in den USA für Arturo Toscanini dessen NBC Symphony Orchestra für Toscaninis Radio-Konzerte trainierte. (Kennengelernt hatte Toscanini Steinbergs Qualitäten, als dieser gemeinsam mit Bronislaw Huberman das Palestine Symphony Orchestra, das spätere Israel Philharmonic Orchestra, aufbaute.) Auffallend Steinbergs Affinität zu zeitgenössischer Musik, von Paul Hindemith bis Ernst Toch, von George Gershwin bis Aaron Copland. Eine Beschäftigung mit William Steinberg führt also automatisch zur Horizonterweiterung - was nicht heißt, dass der nach dem Zweiten Weltkrieg regelmäßig an seine früheren Wirkungsstätten in Deutschland Zurückkehrende nicht auch im klassisch-romantischen Bereich, bis zu Gustav Mahler, Hörenswertes hinterlassen hätte.

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel