EPA/NIC BOTHMA
Punkt eins
Alle im selben Boot?
Klimawandel und globale Ungleichheiten. Gast: Dr. Karin Fischer, Soziologin und Entwicklungsforscherin, Universität Linz. Moderation: Marina Wetzlmaier. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
21. August 2024, 13:00
Länder und Bevölkerungsgruppen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, sind am stärksten von dessen Folgen betroffen - darüber besteht weitgehend wissenschaftliche Einigkeit. Die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung sind für 50 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, während die ärmsten 50 Prozent der Menschheit nur 8 Prozent verursachen. Von Hitzeperioden, Dürren, Starkregen, Stürmen und Überschwemmungen sind zwar Menschen weltweit betroffen. Jedoch sind gerade in Regionen des Globalen Südens die klimabedingten Schäden verheerender, die Möglichkeiten sich zu schützen und sich davon zu erholen geringer.
Ungleichheiten, die laut Entwicklungsforscher:innen wie Karin Fischer historische Ursprünge haben und mit dem derzeitigen Weltwirtschaftssystem fortgeführt werden. Sie spricht daher von "Klima-Kolonialismus", im Zuge dessen reichere Länder die Ausbeutung von Natur und Arbeit - und damit einhergehende Umweltschäden - in ärmere Länder auslagern. Das betrifft speziell die Bereiche Landwirtschaft, Rohstoffe, Textilproduktion und Elektronik. Um "Klima-Kolonialismus" handle es sich auch, wenn Mineralien für die Energiewende im Globalen Norden abgebaut werden, etwa Lithium für die E-Mobilität.
"Reiche Gesellschaften leben über ihre Verhältnisse, und die Kosten ihrer Lebensweise lagern sie an zukünftige Generationen aus oder in den Globalen Süden, wo vor allem produziert und extrahiert wird", so Karin Fischer. Auch die österreichische Gesellschaft lebe auf Kosten von Menschen in anderen Weltregionen. Würden weltweit alle so leben wie hierzulande, bräuchte man 3,7 Erden. Gleichzeitig gebe es auch innerhalb von reichen Gesellschaften, wie Österreich, Ungleichheiten und Armut. Hier sind ebenfalls jene am stärksten von den Klimafolgen betroffen, die am wenigsten dazu beitragen.
Global sowie lokal stellt sich die Frage: Wer trägt Verantwortung und wer zahlt für klimabedingte Schäden? Was tun, wenn die Ernte ausfällt oder Landwirtschaft vollkommen unmöglich geworden ist? Woher kommt Unterstützung, wenn Existenzgrundlagen wegfallen? Länder des Globalen Südens fordern seit Jahren Entschädigungszahlungen, die der Globale Norden leisten soll. Erstmals wurde bei der UN-Klimakonferenz 2022 der Aufbau eines Fonds für den Ausgleich von klimabedingten Verlusten und Schäden beschlossen. Gelder sollen etwa in Frühwarnsysteme und soziale Absicherungen fließen. Reicht das? Welche Maßnahmen sind auf lange Sicht sinnvoll und notwendig?
Das Problem seien nicht nur die CO2-Emissionen, sondern die Art und Weise wie Ernährung, Wohnen, Mobilität und Landwirtschaft organisiert sind, schreibt der Politikwissenschaftler Ulrich Brand. Karin Fischer plädiert für eine grundsätzliche Änderung der Strukturen. Dass unsere Lebensweise nicht nachhaltig sei und auf Kosten anderer ginge, könne nicht dem individuellen Konsum angelastet werden: "Wir sind in Strukturen gefangen, die nicht nachhaltig sind, weil keine Alternativen geboten werden." Über Ursachen, Folgen und Alternativen in Bezug auf Klima und globale Ungleichheit spricht Karin Fischer mit Marina Wetzlmaier und den Hörer:innen. Reden Sie mit: Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 (kostenfrei aus ganz Österreich) oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.
Sendereihe
Playlist
Urheber/Urheberin: Guinga
Titel: Sete Estrelas
Ausführender/Ausführende: Guinga feat. Gabriele Mirabassi
Länge: 02:45 min
Label: EGEA
Urheber/Urheberin: Guinga
Titel: Orassamba
Ausführender/Ausführende: Guinga feat. Gabriele Mirabassi
Länge: 04:36 min
Label: EGEA
Urheber/Urheberin: Guinga
Titel: Chorado **17sek. unterlegt**
Ausführender/Ausführende: Guinga feat. Gabriele Mirabassi
Länge: 04:07 min
Label: EGEA