PICTUREDESK.COM/SZ-PHOTO
Gedanken für den Tag
Kishon und die Satire
Gerhard Langer, Judaist und Krimiautor, zum 100. Geburtstag von Ephraim Kishon
23. August 2024, 06:57
Am heutigen Tag wäre Ephraim Kishon 100 Jahre alt geworden. Er begeisterte Generationen mit seinen bissigen Satiren. Laut Definition ist "die Satire eine Kunstform, die durch Über- oder Untertreibung, Ironie und Sarkasmus Verhältnisse, Personen oder Kunstwerke kritisiert".
Tatsächlich hat Kishon diese Kunstform in ihrer Perfektion beherrscht. Als ich mich in den letzten Wochen wieder in einige von Kishons Texten einlas, dachte ich viel darüber nach, warum auch heute noch viele seiner vor 40 oder 50 Jahren geschriebenen Texte nichts an Aktualität verloren haben. Mir gefällt seine Sympathie für die Überlebenskünstler, die Einfallsreichen, die Schlauen, die trotz aller Rückschläge nicht aufgeben. Kishon selbst sagte einmal erfrischend ehrlich: "Ich hege zum Beispiel eine große Sympathie, ja Anerkennung für Hochstapler, wenn sie gut, wenn sie klug sind. Ich verabscheue nur eines, und das sind die Heuchler. Nein, ich habe viele schlechte Eigenschaften, aber ein Heuchler bin ich nicht."
Zur Satire gehört natürlich auch das Groteske. Wenn etwa in seinem preisgekrönten verfilmten Hörspiel "Der Blaumilchkanal" ein Verrückter die halbe Stadt Tel Aviv aufstemmt und überflutet, aber schließlich nicht er in der Psychiatrie landet, sondern der einzige Beamte, der davor warnte, während der Bürgermeister Tel Aviv zu einem Venedig des Nahen Ostens erklärt, so schmunzelt man über den Sieg der Verrücktheit gegen die Vernunft, während gleichzeitig das bürokratische System vergnüglich durch den Kakao gezogen wird.
Sara Kishon erklärte einmal in einem Interview, dass etwa 30 Prozent der Sachen, die ihr Mann Ephraim über ihre Ehe schrieb, den Tatsachen entsprächen. Das ist nicht wenig für einen Satiriker, der schließlich von der Übertreibung lebt.
Service
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Gil Aldema 1928-2014
Bearbeiter/Bearbeiterin: Sergei Abir
Album: GIORA FEIDMAN: RHAPSODY FOR KLEZMER
* Allegro - 3.Satz (00:01:42)
Titel: In chassidic mood - für Klarinette und Orchester
Solist/Solistin: Giora Feidman
Orchester: Berliner Symphoniker
Leitung: Lior Shambadal
Länge: 01:42 min
Label: Koch Schwann 365992