Anton Bruckner

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Gedanken für den Tag

Bruckner und die Seele

Martin Sieghart, Dirigent und Autor zum 200. Geburtstag des Komponisten

"Sagen sie mir einen einzigen schlechten Brucknerdirigenten", hat vor Jahren jemand zu mir gesagt. "Es ist wie mit Alban Bergs Wozzeck, den kann man auch nicht schlecht singen."

Selten habe ich so viel Richtiges und grenzenlos Dummes zugleich gehört. Man kann Bruckners Musik nicht umbringen, man kann sie, einem schicksalhaften 200. Geburtstag sei es geschuldet, aber sehr wohl durch übertriebene Aufführungszahlen malträtieren. Dann wird es immer unwichtiger, ob man ihn als Menschen in seiner Musik erkennen lernt oder nicht.

Ja, jede Aufführung wird da und dort berühren, wenn sie noch so elegant und unpersönlich von der Hand geht. Aber sie wird die Seele nicht erreichen. Und ohne die kann man Bruckners Musik nie erfassen. Es gibt gerade in diesem Jahr so vieles an Literatur über ihn und sein, an großen äußerlichen Ereignissen, armes Leben.

Seine kindlichen Verliebtheiten, die immer nur sehr jungen Frauen galten, weil er wohl hoffte, eine Abfuhr zu bekommen und sich der Verantwortung, real zu lieben, nicht stellen zu müssen. Aber glücklich werde ich nur dann, wenn ich seine Erotik in seiner Musik finde. Und wie es sie gibt, wie sehr der bigotte Katholik, Buch führend, wie viel er täglich gebetet hat, seine Sexualität in Noten gesetzt hat. Ich danke ihm dafür, so sehr er mir leidtut, ihre Faszination wahrscheinlich nie genossen zu haben.

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Playlist

Komponist/Komponistin: Anton Bruckner 1824 - 1896
Titel: 3 Orchesterstücke WAB 97
* Orchesterstück Nr.2 e-Moll
Orchester: Bruckner-Orchester Linz
Leitung: Martin Sieghart
Länge: 03:22 min
Label: Chesky Records CD 143

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