Wolfgang Windgassen

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Der zentrale Tenor von "Neu-Bayreuth"

Wolfgang Windgassen als stimmliche Inkarnation des stilistischen Neubeginns.

Nur 60 Lebensjahre waren ihm selbst vergönnt, zwei Jahrzehnte gehörte er primär der Wagner-Welt: der vor 50 Jahren verstorbene Tenor Wolfgang Windgassen. Das berufsmäßige Singen gehörte zur Familie, schon Vater Fritz Windgassen reüssierte im großen Wagner-Tenorfach. Wolfgang Windgassen war mit Mozart, Italienischem, Lyrischem befasst, ehe ihm die Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele 1951 die Tür zu anderen Welten öffnete. Wieland Wagner äußerte sinngemäß: "Ohne Windgassen könnten wir die Festspiele gleich wieder zusperren!" Tatsächlich erarbeitete sich Wolfgang Windgassen zügig den Gesamtkomplex des am "Hügel" neu zur Diskussion gestellten Wagner-Oeuvres, bis zu den Siegfrieden, Tristan, Tannhäuser. Kennzeichnend dabei: obwohl kein Vokalist nach "italienischer" Art wie von Richard Wagner selbst ersehnt, obwohl kein "Konsonantenspucker" in der Cosima-Wagner-Tradition, punktete der nun um die 40Jährige mit einem textbetonten, kopfgesteuerten Singen, das als Spiegelbild der angesagten szenischen Entschlackung samt Rückführung des Musikdramas auf archaische Wurzeln wahrgenommen wurde. Anderswo, in der "normalen" Opernwelt, wurde Windgassen gern als vokaler "Sparefroh" abgewertet, weil es bei ihm kein Singen über die gegebenen Mittel hinaus gab; beim epochemachenden Wiener philharmonischen Plattenstudio-"Ring" der 1960er nahm man Windgassen mehr "faute de mieux", um dann von seiner Professionalität zu schwärmen. Auch für einen Wolfgang Windgassen bedeutete das "Ja" zu Wagner ein "Nein" zu vielen früher gepflegten Fachpartien. Doch Aufgaben zwischen Florestan und Otello stellte er sich bis zum Ende seiner Tage, und sogar Operetten-Abstecher sind dokumentiert.

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel