Wahlplakate auf der Strasse.

PICTUREDESK/ALEX HALADA

Doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Wenn Medien Wahlkampf machen

Drei Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl am 29. September wollen Kanzler werden. Doch die meisten Medien spitzen seit Wochen alles auf ein Duell zwischen dem blauen und dem schwarzen Parteichef zu. Der rote Spitzenkandidat wird als chancenlos dargestellt, die internen Querelen seiner Partei bringen die Negativ-Spirale weiter in Schwung. Was tragen Umfragen und die Berichterstattung darüber zu dieser Dynamik bei? Inwiefern machen auch die Medien Wahlkampf? #doublecheck beleuchtet die mediale Verfasstheit wenige Wochen vor der Wahl.

Umfragen würden von Medien auch deshalb gern in Auftrag gegeben, weil sie Schlagzeilen liefern, sagt der Meinungsforscher Peter Hajek. Die immer noch auflagenstarke "Kronen Zeitung" mischt mit der Kampagne "Die Stimme Österreichs" sogar als quasi virtuelle Partei im Wahlkampf mit. Die Berichterstattung bekommt aber leicht eine Schlagseite, wenn etwa - wie im laufenden Wahlkampf zu beobachten - der möglicherweise entscheidende Kampf um Platz zwei ausgeblendet wird. Das geht quer durch die Medien. Kritiker werfen dem ORF vor, mit der Entscheidung für das Duell Nehammer-Kickl als abschließende TV-Konfrontation zu diesem schiefen Bild beizutragen. #doublecheck hat in der Chefredaktion nachgefragt, was die Beweggründe für die Entscheidung waren.

Was von Potsdam übrig blieb

In Deutschland sind zwei mit Spannung erwartete Wahlen bereits geschlagen, die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. Und so wie bei uns die FPÖ steht dort die AfD im Mittelpunkt, nach der Wahl noch mehr als vorher. Die AfD hat in beiden Ländern Rekordergebnisse über 30 Prozent erzielt, in Thüringen ist sie stärkste Kraft. Fast vergessen sind die Demonstrationen Hunderttausender nach der Veröffentlichung der Recherchen von "Correctiv" über ein Treffen von AfD-Leuten, Unternehmern und Rechtsextremen in Potsdam. Generalthema: Deportation von nicht-angepassten Menschen. Von Beginn weg haben rechte Medien versucht, die Ergebnisse der Recherche und die Redaktion zu diskreditieren. Auch der deutsche Medienkritik-Papst Stefan Niggemeier wirft "Correctiv" jetzt vor, zu sehr mit Schlussfolgerungen gearbeitet zu haben. Ist Niggemeier damit päpstlicher als der Papst?

Die Entdeckung von YouTube

Wahlkampf findet schon lange nicht mehr nur im linearen Fernsehen statt. Der ORF bringt jetzt vier Wochen vor der Wahl mit einem spannenden ZIB-Kanal Nachrichten und seine bekannteste Marke auf YouTube. Andere Sender sind dort schon seit Jahren. Krone-TV zum Beispiel war digital, bevor es dann auch linear ausgestrahlt wurde. Der Platzhirsch auf YouTube heißt allerdings oe24.TV. Aber nicht nur Medienhäuser etablieren sich auf der Plattform, auch die Parteien haben dort Platz für längere Wahlwerbespots - oder gleich für eigene TV-Sender. Die Freiheitlichen haben mit FPÖ-TV gezeigt, wie man auf diese Weise eine parallele Medienwelt aufbauen kann - und die "Plattform Demokratie Österreich", wie man mit einem Kickl-Hitler-Vergleich via YouTube für Aufmerksamkeit sorgt.

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