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Gedanken für den Tag
Bruckner und Brahms
Martin Sieghart, Dirigent und Autor zum 200. Geburtstag des Komponisten
5. September 2024, 06:57
Bernhard Baumgartner, Gründer und langjähriger Leiter der "Camerata Salzburg", damals hieß sie noch "Camerata Academica des Mozarteums Salzburg", erzählte, dass er als 9-jähriger Knabe von seinem Vater mitgenommen wurde, um beim Requiem für Bruckner in der Karlskirche teilzunehmen.
Dort tippte der Vater ihm auf die Schulter und sagte: "Schau, der Mann da hinten, der sich hinter eine Säule gestellt hat, wohl, um nicht erkannt zu werden, das ist ein anderer sehr großer Komponist: Johannes Brahms." Und weiter berichtet Baumgartner, dass Brahms nach einigen Minuten die Kirche verließ und er genau sehen konnte, dass Tränen über das Gesicht des großen Meisters geronnen sind.
Es ist mir ganz unwichtig, ob Tränen geflossen sind oder nicht: Denn ich bin sicher, dass jene beiden Komponisten, die man zu Gegnern hochstilisiert hatte, im Grunde wohl auch nur Menschen waren, Menschen, die von ihrem eigenen Können mehr als von jenem des Kollegen überzeugt waren. Wobei Brahms wohl in der stärkeren Position gewesen ist. Wien hatte ja immer schon Angst vor Neuem, Unerhörtem.
Aber dass wirklich einer von beiden die Meisterschaft des anderen nicht erkannt hätte, glaube ich nicht. Nicht, wenn ich mich daran erinnere, wie glücklich ich war, als ich den dritten Satz des c-moll-Klavier Quartettes von Brahms am Cello spielen durfte, und nicht weniger, wenn ich heute den 1. Satz aus der 7. von Bruckner dirigiere.
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Playlist
Komponist/Komponistin: Anton Bruckner 1824 - 1896
Titel: Symphonie Nr.7 in E-Dur
* Allegro moderato - 1.Satz (00:19:24)
Orchester: Radio Symphonieorchester Frankfurt
Leitung: Eliahu Inbal
Länge: 19:24 min
Label: Teldec 246068-2 XP