Glückskeks auf einem Löffel.

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Radiokolleg

Selbsterfüllende Prophezeiung. Die Macht der Erwartung (1)

"Verbringe nicht die Zeit mit der Suche nach einem Hindernis - vielleicht ist keines da"

Gib Acht, was du dir selbst prophezeist - vielleicht wird es wahr. Der Einfluss der eigenen Überzeugungskraft sollte nicht unterschätzt werden. Und das in positiver wie in negativer Hinsicht. Gedanken kreieren Einstellungen sowie Erwartungshaltungen und die wiederum steuern unser Verhalten. Dabei kann ein Szenario sowohl auf individueller als auch auf gruppenspezifischer oder gesamtgesellschaftlicher Ebene heraufbeschworen werden.

meinte einst Franz Kafka. Unterdessen tat sich der Autor mit der Befolgung seines eigenen Rats zeitlebens schwer. Melancholie und die Schattenseiten des Zwischenmenschlichen stehen oft im Zentrum seiner Werke. Den Fokus nicht immer nur auf das Negative zu richten und im selben Moment nicht in eine Schönfärberei zu verfallen, ist gar nicht so einfach. Gerade in Umbruchszeiten, wie wir sie momentan durchleben, dreht sich die öffentliche Debatte häufig um die Suche nach dem Hindernis. Dieses zu erkennen und präventiv gegenzusteuern, ermöglicht mitunter ein Ausweichmanöver oder sogar das Abwenden einer bedrohlichen Situation. Gleichzeitig kann das ständige Heraufbeschwören eines Horrorszenarios erst recht in dieses münden, ein herausfordernder Wind sich zu einem Orkan steigern und das befürchtete Ereignis letztlich stärker zutage treten, als ohne Katalysator. Der deutsche Soziologe Niklas Luhmann attestierte 1996: die Massenmedien erschaffen unsere Realität. Wobei sich der Begriff "Massenmedien" durch die Digitalisierung heute komplexer gestaltet.
Das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung existiert auch auf individueller Ebene und dabei sowohl im Berufs- wie im Privatleben. Wissenschaftlich wird es verstärkt seit dem 20. Jahrhundert in mehreren Disziplinen erforscht: von der Psychologie und der Medizin über die Soziologie bis zur Ökonomie.
Viele Menschen sehnen sich nach Prophezeiungen. Oft steckt dahinter das Bedürfnis nach Gewissheit und Sicherheit. Was wird mein Tag mir bringen? Worauf muss ich mich einstellen? Genau darauf basiert das Geschäftsmodell von Horoskopen. Sich nicht seinem vermeintlichen Schicksal zu ergeben, sondern weiter selbstbestimmt und offen durchs Leben zu schreiten, sich also nicht in der selbsterfüllenden Prophezeiung zu verfangen, das ist die Kür.
Weitverbreitete Annahmen können sich auch als falsch erweisen. Apropos: Eine Analyse des deutschen Automobilclubs "ADAC" aus dem Jahr 2022 ergab: Im langjährigen Mittel habe sich gezeigt, dass an Freitagen, die auf den 13. eines Monats fallen, sogar weniger Unfälle passieren, als an anderen Wochentagen. Die Vermutung der Fachleute: womöglich sind Menschen an diesem angeblichen Unglückstag besonders vorsichtig.

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  • Daphne Hruby