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These trifft auf Erfahrung

Job-Garantie: Kann durch Arbeitsplatzgarantie Langzeitarbeitslosigkeit abgeschafft werden?

Die wissenschaftliche Begleitstudie "Marienthal.reversed" von Jörg Flecker und Hannah Quinz von der Universität Wien belegt, dass das "Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal", kurz MAGMA, nicht nur die individuelle Situation langzeitarbeitsloser Menschen verbesserte, sondern auch positive gesamtgesellschaftliche Effekte hervorbrachte.

Schon einmal stand der Ortsteil Marienthal in Gramatneusiedel im Interesse der Sozialwissenschaft. 1933 veröffentlichten Marie Jahoda, Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel eine Studie, die inzwischen zu den Klassikern der empirischen Soziologie zählt:
In "Die Arbeitslosen von Marienthal" untersuchte das junge Team aus Wissenschaftler:innen der Universität Wien die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit in der nahegelegenen Arbeitersiedlung Marienthal. In diesem Ortsteil von Gramatneusiedel in Niederösterreich war 1830 eine Textilfabrik entstanden, Anfang der 1930er Jahre verloren 1.200 Arbeiter:innen in Folge der Weltwirtschaftskrise ihre Arbeit. Die Studie machte deutlich, dass Langzeitarbeitslosigkeit nicht zur Revolte sondern zu Einsamkeit und passiver Resignation führt. Diese Erkenntnisse haben bis heute Gültigkeit.

Von 2020 bis 2024 führte das AMS in Marienthal/Gramatneusiedel das international viel beachtete Pilotprojekt "Arbeitsplatzgarantie Marienthal" durch. Die Idee: Langzeitarbeitslose bekommen einen garantierten Arbeitsplatz durch die Gemeinde und steigen wenn möglich später wieder in den regulären Arbeitsmarkt ein. Jörg Flecker und sein Team begleiteten das Projekt mit einer Studie, die zeigt, wie sich die finanzielle, soziale, emotionale und gesundheitliche Situation der Teilnehmenden im Lauf der Projektzeit verändert hat.
"Die soziale Teilhabe am Leben in der Gemeinde hat sich bei allen durch den garantierten Arbeitsplatz massiv verbessert. Wir sehen anhand dieses Modells, dass es weniger eine Arbeitsmarktpolitk als vielmehr eine Beschäftigungspolitik braucht, um langfristig etwas gegen Langzeitarbeitslosigkeit zu tun", sagt Sozialwissenschaftler Jörg Flecker.

Elisabeth Scharang stellt Fleckers Zahlen und Statistiken Erfahrungen aus der Praxis gegenüber: Regina Rieder vom gemeinnützigen Verein FAB ist spezialisiert auf die berufliche Integration von Menschen mit sozialen und körperlichen Beeinträchtigungen und Bettina Pieler betreut langzeitarbeitslose Menschen beim AMS in Gänserndorf. Beide wissen um die Schwierigkeiten, wenn es um Jobverlust und den Wiedereinstieg ins Berufsleben geht.
"Die Identifikation mit dem Job ist in Österreich sehr hoch. "Der Job bin ich" gilt für viele Menschen und der Jobverlust bedeutet oftmals für die Betroffenen eine Identitätskrise.", sagt Bettina Pieler.

Im Juli 2024 waren in Österreich 82.363 langzeitarbeistslos gemeldet. Das sind um 9,9% mehr langzeitarbeitslose Menschen als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Elisabeth Scharang diskutiert mit ihren Gästen, welche Schlüsse man aus dem Pilotprojekt MAGMA ziehen kann und warum es auch in Zeiten von Arbeitskräfteknappheit Langzeitbeschäftigungslosen schwerfällt, dauerhaft Arbeit zu finden.

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