Apropos Klassik

Als Dirigierlehrer berühmt, als Dirigent vergessen

Hans Swarowsky - zur 125. Wiederkehr des Geburtstags.

Derart Profundes bekommen ausübende Musiker kaum je geboten: Über 1000 Seiten umfasst die jüngste Monographie zu Leben und weitgefächerter Tätigkeit von Hans Swarowsky (1899-1975), die mit Leidenschaft bemüht ist, Swarowsky für "Nachgeborene" greifbar zu machen. Mit Erfolg? Vieles in der Vita bleibt weiter vage oder wurde von Swarowsky aktiv verunklart, es gibt problematische Lebensabschnitte. Die gängige Meinung, die sich über Hans Swarowsky in seiner Haupt-Profession, also am Dirigentenpult, festgesetzt hat, klingt wie von Thomas Bernhard getextet: Der genialste und inspirierendste Dirigierlehrer, den das spätere 20.Jahrhundert gesehen hat, wäre zugleich der ungeschickteste und uninspirierendste Taktschläger gewesen. Soll man das glauben, es ungeprüft übernehmen? Nur Aufnahmen unter der Leitung von Hans Swarowsky können die Antwort geben; sie existieren in reicher Fülle und quer durchs Repertoire von Bach bis Apostel. Bei den Platteneinspielungen kommt das meiste aus diskographischen Randbereichen: von "Budget"-Labels, aus der gewaltigen Produktion nach 1945 in Wien für den US-Markt produzierender amerikanischer Firmen. Dafür geht die Werkauswahl weit über das Segment der mitteleuropäischen Moderne hinaus, bei der Swarowskys intellektuelle Autorität unbestritten war. Bleibt die Frage, ob auch die stets angeführten Wunderdinge an analytischem Erkenntnisgewinn in seinem Unterricht (er bildete das who is who der nachfolgenden Generation aus!) in Hans Swarowskys Aufnahme-Erbe Niederschlag gefunden haben.

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel