Die vollen Jahre

23. September 2024, 06:57

Im vergangenen Juni kurz vor Schulschluss erreichte mich eine E-Mail der Klassenvorständin meines Sohnes: Eltern von Kindern, die nun 18 Jahre alt werden, würden in Kürze von der E-Mailverteilerliste gelöscht. Aus rechtlichen Gründen werde man nicht mehr über schulische Belange informiert.

Eine Kleinigkeit, oder? - Und doch auch ein weiteres Zeichen dafür, wie das Erwachsenwerden der Kinder vor sich geht, in kleinen, aber zügigen Schritten wird man sowohl von Verantwortung als auch von Privilegien entbunden.

Erleichternd, wenn das Kind plötzlich allein von der Schule nach Hause gehen kann und man nicht mehr jeden Weg begleiten muss. Wehmütig, als ich damals mitsamt der Guten Nacht-Geschichte aus dem Zimmer geschickt worden bin, weil das Kind lieber allein sein und was anderes lesen wollte. Und nachdenklich, wenn man für ein volljähriges Schulkind nur mehr ab und zu ein Jausenbrot schmieren darf.

Die alltäglichen Verbindlichkeiten, die einst die Verbindung gestärkt haben, werden weniger und weniger. Wie nun also die Verbindung bewahren, während Kontakt und Verantwortung spärlicher werden? Es braucht immer wieder Gleichmut, Demut und Humor von Eltern und Bezugspersonen von jungen Erwachsenen.

Aber ich finde, die innere Verbindung zwischen Kind und Erwachsenem bleibt im Kern unverändert, ich empfinde sie manchmal in gewisser Weise jetzt sogar als klarer. Sie ist weniger an Aktionen und Handlungen im Außen gebunden und ja, sie möchte sich mehr ins Innere verlagern, da wo sie auch ihren Anfang genommen hat. Ich hüte also, während das Kind immer weiter von mir weggeht und eigenständig wird, diese Verbindung im Inneren wie einen Schatz, wie einen Garten, den ich den Jahreszeiten entsprechend pflege, wie ein sanftes inneres Lächeln, mit dem ich die Geschehnisse im Außen beobachte.

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