Radiokolleg

Russische Lieder. Von Schaljapin bis Monetotschka (2)

Lieder im Krieg

Noch werden in den 1930er Jahren die Leistungen der UdSSR im Bau besungen, die Größe des Landes wird beschworen, ein Slogan der Zeit lautet: "Die Zeit voran!" Im Flieger-Marsch der Aviatoren stimmt der Chor in den Refrain ein: "Immer höher und höher!" Als sich der Weltgeist unter dem Motto "Sozialismus in einem Land" in Stalins Russlands endgültig niederlässt und Russland beginnt, sich imperial zu gebärden, überfällt im Juni 1941 Hitlers Wehrmacht die Sowjetunion. Der "Große vaterländische Krieg" wird auf paradoxe Weise für die sowjetische "Estrade" zu einem Moment der Freiheit vom Stalinismus, auch wenn die Künstler im Kollektiv an die Front zur Truppenbetreuung geschickt werden. Eine Sängerin wie Klawdija Schulschenko absolviert mehr als fünfhundert Konzerte vor Soldaten. Matwej Blanter, der bekannteste aller sowjetischen Komponisten des 2. Weltkriegs, hatte schon an dessen Vorabend den Gassenhauer "Katjuscha" geschrieben, mit "Der Feind hat meine Hütte abgebrannt" geling ihm nicht nur ein höchst eindringliches musikalische Zeugnis gegen den Faschismus. Blanters von Generation zu Generation weitergegebene Kriegs-Lieder trugen wesentlich zum russischen Mythos (im positiven Sinn) über den 2. Weltkrieg bei, der erst mit dem aktuellen Krieg gegen die Ukraine ins Wanken kam.

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  • Erich Klein