Spitzenkandidat:innen der Nationalratswahl 2024

PICTUREDESK.COM/APA/GEORG HOCHMUTH

Punkt eins

Wahl, Wille, Würde, Werte

Kollektive Bedürfnisse und ihre politische Umsetzung. Hatten wir denn eine Wahl? Gast: Peter Strasser, Philosoph. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Der Wähler und die Wählerin haben gesprochen, der sprichwörtliche Wählerwille oder gar der Wille des Volkes hat sich gestern manifestiert, alle wollen ihn vorher gewusst und nachher eindeutig erkannt haben. Aber was wollen wir eigentlich wirklich? Gab es jemals kollektive Interessen? Gibt es sie jetzt? Sind wir dafür nicht zu individuell oder zu zerstritten, zu krisengeschüttelt oder geht es uns noch zu gut?

Der Philosoph Peter Strasser möchte zunächst daran erinnern, dass - und warum - unser Staatssystem gewisse Grundsätze hat: Die Menschenrechte etwa, den Schutz der Menschenwürde, eine unabhängige Justiz oder auch unabhängige Medien. Institutionen, die - zumindest ursprünglich - von einem Konsens getragen waren: Uns vor autoritären Vorstößen und willkürlichen Eingriffen zu schützen. Ist das der Kern des kollektiven Bedürfnisses?

Demgegenüber machen sich seit geraumer Zeit "kollektive Gefühle" aus, meist gegen ganze Gruppen, die als anders, fremd und/oder irgendwie inakzeptabel wahrgenommen und außerhalb des gedachten Kollektivs gestellt werden. Meist sind das auch die Schwächeren, auf die dann herabgeschaut wird. Ist das ein soziales Gefüge? Soziale Gerechtigkeit, darüber sollten wir auch reden, findet Peter Strasser. Was verstehen wir überhaupt darunter? Gerechtigkeit wenigstens oder auch nur Chancengerechtigkeit, Gleichheit oder gar Gleichmacherei?

Was ist es also, was wir alle wollen? Ein gutes Leben? Und was hat Politik damit zu tun? Womöglich kann die Philosophie uns darüber etwas lehren. Utilitarismus ist eine Ethiktheorie, die nach dem größten gemeinschaftlichen Nutzen unseres Handelns fragt. Das beste Leben und für alle ist aber keine sonderlich brauchbare Maxime für reale Politik, sagt Peter Strasser auch - und verweist stattdessen auf das Konzept des "negativen Utilitarismus": nicht unbedingt gesellschaftliches Glück maximieren, sondern Leiden verringern, dort wo es am dringendsten vonnöten ist, das wäre doch ein politischer Auftrag.

Bekommen wir jetzt, was wir wollen? Und was wollten wir noch einmal? Xaver Forthuber lädt Peter Strasser zu einer philosophischen Wahlkampf-, Nachwahl- und Politik-Analyse. Diskutieren Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Xaver Forthuber