Radiokolleg

Carla Bley - Die sanfte Subversive (4)

Fahrstuhl über den Hügel

Ob es nun ein Fluch ist oder ein Segen: Fällt der Name Carla Bley, verbindet er sich immer sofort mit ihrem monumentalsten Werk: Der Jazzoper "Escalator over the Hill", die im Jahr 1971 auf drei LP's herausgebracht wurde. Das Werk, von Kritiker:innen gerne als "Sgt. Pepper" des Jazz bezeichnet, fasziniert durch seine überbordende Ambition, kann aber auch verstören: Die All Star Cast mit u.a. dem Bassisten Jack Bruce, dem Gitarristen John McLaughlin, dem Tenorsaxophonisten Gato Barbieri und Dutzenden anderen entfesselt zwar ein Klangfeuerwerk, das seinesgleichen sucht, scheint aber auch nicht selten im konzeptionellen Nebel herumzuirren. Die "Chronotransduktion", wie Librettist Paul Haines das Opus genannt hat, sei "a massive, messy, all-encompassing all-star ego trip" schreibt die Webseite Allmusic.com. Aber ob man "Escalator" nun mag oder nicht: Mit dieser monumentalen Anstrengung hat Carla Bley mögliche Auswege aus der Free Jazz-Sackgasse aufgezeigt und sich dauerhaft im Jazz-Bewusstsein eingenistet. Auch wenn spätere Werke reifer und raffinierter sein mögen: "Escalator over the Hill" war der Urknall, der den Makrokosmos Carla Bley hervorgebracht hat.

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  • Thomas Mießgang