NADJA MEISTER
Gedanken für den Tag
Veronica und die Hoffnung
Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, erzählt aus Gegenwart und Geschichte der Diakonie
29. Oktober 2024, 06:57
"Meine Erfahrungen im Gefängnis haben mich vieles gelehrt: Solidarität, Teilen, aus Notlagen lernen", erzählt Veronica. Solidarität - Teilen - aus Notlagen lernen, eine Haltung, die Veronica 20 Jahre lang in der Flüchtlingsarbeit gelebt hat.
Flucht ist das große Thema, das über ihrem Leben steht. Ihr Vater, ein Jude, flieht 1938 aus Wien nach Argentinien. Dort kommt Veronica 1952 zur Welt. Als junge Frau wird sie von der argentinischen Militärjunta verhaftet. Zwei lange Jahre verschwindet sie in den Folterkellern der Diktatur. Dank einer Intervention von Amnesty International kann Veronica 1979 ausreisen, sie kommt nach Wien.
Ende der 1990er Jahre beginnt sie, sich beim Diakonie Flüchtlingsdienst zu engagieren, zunächst hauptamtlich, nach ihrer Pensionierung 2012 ehrenamtlich. Sie widmet sich vor allem Kindern. "Es ist wichtig, ihnen Struktur im Alltag zu geben", sagt sie. Irgendwann hat Veronica begonnen, gemeinsam mit den Geflüchteten die Zimmer im Flüchtlingshaus auf der Rossauer Lände auszumalen, die Möbel bunt zu streichen, den Hof zu begrünen. "Auch die Kinder haben zu malen begonnen", erinnert sich Veronica. "Farbe hat ihre Traurigkeit vertrieben."
Farbe, die die Traurigkeit vertreibt - was für ein schönes Bild für die Hoffnung, denke ich, wenn ich Veronica zuhöre. Was sie auch erzählt: Die bösen Erinnerungen an die Jahre im Gefängnis holen sie regelmäßig ein. "Hoffnung gibt mir Kraft", erzählt Veronica. Veronica zeigt mir: Hoffnung ist ein trotziges Trotzdem. Sie wächst inmitten von Unsicherheit, Angst und Traurigkeit. Wie Veronica sagt: "Die Hoffnung scheint zerbrechlich zu sein, aber das ist sie nicht. Sie ist stark und schön. Ich habe gelernt: Wer Hoffnung in sich trägt, kann sie mit anderen teilen."
Service
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Johannes Brahms
Album: Brahms: Die Cellosonaten / The Cello Sonatas
* 2. Satz: Adagio affettuoso
Titel: Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 F-Dur, op. 99
Cellosonate
Solist/Solistin: Martin Rummel
Solist/Solistin: Stefan Stroissnig
Länge: 07:00 min
Label: Paladino Music PMR0130
EAN: 9120040731304