Ludwig und die Mission

31. Oktober 2024, 06:57

"Das Christentum besteht bei so vielen nur darin, dass sie in die Kirche gehen, vielleicht noch zu Hause ihre Andacht lesen, aber von einem Glauben, der in der Liebe tätig ist, spürt man nichts."

Kritische Worte des evangelischen Pfarrers von Gallneukirchen, Ludwig Schwarz. Worte aus einer Predigt, gehalten am 5. Februar 1874. Anlass für die Predigt war die Gründung des Evangelischen Vereins für Innere Mission. Innere Mission - so hieß die evangelische Sozialorganisation Diakonie vor 150 Jahren.

Bei Mission denken viele an Bekehrung. Doch darum ging es nicht. Die Mission von Ludwig Schwarz und seinen Mitstreitern und Mitstreiterinnen hieß Nächstenliebe. "Überall, wo sie Noth findet, sucht die Innere Mission mit ihrer Hilfe hinzugelangen", predigte der evangelische Pfarrer. Und die Not, die die Industrielle Revolution damals mit sich brachte, war groß: Unmenschliche Arbeitsbedingungen, Arbeitslosigkeit und Invalidität führten zu neuen Formen von Armut. Kinder verwahrlosten, wuchsen ohne sicheres Zuhause auf. Krankheiten wie Tuberkulose und Cholera griffen um sich, die Gesundheitsversorgung war katastrophal. Die Antwort der Inneren Mission: Waisenversorgung, Kleinkinderkrippen, Schulen, Kinderheilanstalten, Armen- und Krankenhäuser und Heime für Menschen mit Behinderungen.

Nächstenliebe - eine Quelle der Hoffnung nicht nur für die Menschen im ausgehenden 19. Jahrhundert, auch für die Kirche heute. Die Kirchenbänke leeren sich. "Was kann man da tun, welche Relevanz hat Kirche heute noch?", werde ich immer wieder gefragt. In dieser Situation erinnere ich mich gerne an die Botschaft von Ludwig Schwarz: Die Kirche kann sich von innen heraus erneuern und ihren Sinn finden, wenn sie lebt, was ihr aufgetragen ist: den Glauben, der in der Liebe tätig ist.

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