AP
Punkt eins
Die innere Abwehr stärken?
Wie das Immunsystem funktioniert und wie man es unterstützen kann.
Gäste: Univ.-Prof. Mag. Dr. Pavel Kovarik, Department für Mikrobiologie, Immunbiologie und Genetik, Universität Wien, Max Perutz Labs & Prim. Univ. Prof. Dr. Jens Thiel, Klinische Abteilung für Rheumatologie und Immunologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, LKH Univ. Klinikum Graz. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
7. November 2024, 13:00
Vitamine, Zink und Microgreens, Nährstoffbooster, Trinkampullen und Extrakte - jetzt ist die Zeit der Kapseln und Tabletten und der Versprechen, den Körper damit für die kalte Jahreszeit und gegen Erkältungen zu wappnen. Kann man das Immunsystem tatsächlich stärken - und wenn: womit? Wie wehrt der Körper Krankheitserreger ab? Sorgt die Kälte für Erkältungen oder wirkt Eisbaden vorbeugend? Und wieso haben Viren im Winter leichtes Spiel?
Das Immunsystem ist mehrschichtig und hochkomplex, sagt der Facharzt für Rheumatologie und Klinische Immunologie Prim. Univ. Prof. Dr. Jens Thiel von der MedUni Graz: Es ist über den ganzen Körper verteilt, einerseits angeboren, andererseits adaptiv, d.h. es kann lernen, es hat ein Gedächtnis und mit Impfungen wie zum Beispiel gegen Grippe, wie sie heuer österreichweit kostenfrei angeboten wird, kann man die Körperabwehr gegen einzelne Erkrankungen wappnen; auch das Darmmikrobiom spielt eine Rolle. Das Immunsystem geht nicht nur gegen Krankheitserreger vor, es erkennt auch Schadstoffe und krankhafte Veränderungen im Körper wie zum Beispiel Krebszellen.
Bei der Frage nach einem "starken" Immunsystem geht es allerdings um ein sensibles Gleichgewicht: zu erkennen, was angegriffen und was toleriert werden soll, gelingt der Körperabwehr nicht immer fehlerfrei.
Im Forschungsteam Jens Thiel stehen entzündlich-rheumatologische Erkrankungen im Vordergrund; sie sind die Folge einer überschießenden Reaktion des Immunsystems, das sich gegen den eigenen Körper richtet. Die Wissenschaftler:innen befassen sich auch mit Immundefekten. Sie untersuchen unter anderem grundlegende Veränderungen im angeborenen und im adaptiven Immunsystem und sind den komplexen Interaktionen der beteiligten Zellen auf der Spur.
Was bei dem Balanceakt des Immunsystems auf molekularer Ebene passiert, ist das Forschungsgebiet des Immunbiologen Univ.-Prof. Dr. Pavel Kovarik. Unser Immunsystem ist ein faszinierendes Beispiel für die enorme Genauigkeit, mit der komplexe Prozesse in unserem Körper ablaufen, sagt er. Stellt der Körper eine Infektion fest, entwickelt sich eine Entzündung - die Viren oder Bakterien bekämpfen soll, den Körper selbst aber nicht schädigen darf.
Mit seiner Arbeitsgruppe in den Max F. Perutz Laboratories der Uni Wien und MedUni Wien untersucht Pavel Kovarik Grundlagen auf dem Gebiet der Immunologie und stellt zum Beispiel Forschungsfragen wie: Wie erkennt das Immunsystem potenzielle Krankheitserreger? Wie werden sie eliminiert? Wie entziehen sich Bakterien wie Streptokokken der Immunabwehr und warum verursachen sie bei einem Menschen Mandelentzündung und bei einem anderen einen lebensbedrohlichen toxischen Schock?
Als Gäste bei Barbara Zeithammer diskutieren Jens Thiel und Pavel Kovarik gesellschaftlich relevante Fragen zum Immunsystem und skizzieren, wie die Überwachungs- und Abwehrmechanismen unseres Körpers funktionieren und was sie dabei unterstützen kann.
Diskutieren Sie mit, stellen Sie Ihre Fragen live während der Sendung unter 0800 22 69 79 oder Sie schreiben ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
Service
Gruppe Kovarik, Max F. Perutz Laboratories
Die Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie und Rehabilitation (ÖGR)