Es aushalten. Eigentliche Resilienz

14. November 2024, 06:57

"Wahre Resilienz ist die Fähigkeit damit zu leben, was ist". Dieser Satz der australischen Autorin Natasha Sholl trifft einen zentralen Punkt. Nicht immer geht es bei dieser Widerstandsfähigkeit darum, einmalige elementare Erschütterungen zu verkraften. Auch um Elastizität der Erwartungen sich selbst gegenüber. Alles hat seine Zeit.

In dieser Haltung steckt aus meiner Sicht das zentrale Prinzip der Resilienz, der unaufgeregten Widerstandsfähigkeit angesichts der Rhythmen einer Biografie. Schlussendlich geht es dabei auch um das Annehmen des Älterwerdens. Dass sich ein Lebensstil auf ein anderes Tempo umstellt. Oder auf mehr Unabhängigkeit beim Erwachsenwerden. Es spießt sich derzeit ein wenig an diesen Übergangsphasen im Leben.

Die Pionierin der Resilienzforschung, die Entwicklungspsychologin Emmy Werner veröffentlichte 1989 die Ergebnisse einer 32 Jahre dauernden Forschungsarbeit. Sie untersuchte dabei knapp 700 Kinder in einer Stadt in Hawaii zwischen deren Geburt und ihrem dritten Lebensjahrzehnt. Zwei Drittel kamen aus stabilen, gut situierten Familien, ein Drittel erlebte von der Stunde Null an Armut, Konflikte im Zuhause. Sie galten als Risikogruppe.

Das Bemerkenswerte dabei: Zwei von drei dieser Kinder zeigten problematisches Verhalten, schlitterten später in Kriminalität und Drogenmissbrauch, zeigten psychische Erkrankungen. Doch ein Drittel entwickelte sich zu erfolgreichen Erwachsenen. Als zentralen Schutzfaktor für die seelische Gesundheit zeigte sich dabei, es waren jene, die als Kinder offen und neugierig auf neue Herausforderungen zugingen und jene, die mit einer oder mehreren Personen außerhalb der Familie ein Vertrauensverhältnis aufbauen konnten.

Dies ist somit der zweite zentrale Knackpunkt: Resilienz ist auch eine Funktion aus geglückter Bindung im Kindesalter.

Service

Buch, Petra Ramsauer, "Nahost verstehen. Wie eine Region die Welt in Atem hält", edition a

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