Adventus Domini - Die Ankuft des Herrn

2. Dezember 2024, 06:57

"An der Wiener Hofburg, in einem der Bögen des Michaelertores, befindet sich eine Figurengruppe mit der Inschrift "Adventus Augusti". "Adventus" bedeutet "die Ankunft". Sie zeigt den ersten römischen Kaiser triumphierend in Rom einziehen. Advent, die Ankunft eines Herrschers oder einer Gottheit in all ihrer Pracht im klassischen Verständnis.

Heute bedeutet Advent etwas völlig anderes. Advent ist jetzt für mehr als zwei Milliarden Christinnen und Christen in aller Welt die vier bis sechs wochenlange Vorbereitung auf die Geburt Jesu, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, wie es im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt.

Nichts illustriert besser das Neue im Christentum als der direkte Vergleich der Darstellung der Ankunft des Augustus als Imperator und der Ankunft von Jesus, dem christlichen Messias und Sohn Gottes, als Säugling. Sie sind Zeitgenossen. Ein waffenstarrender Gewaltherrscher auf der einen, ein wehrloses Baby in Windeln auf der anderen Seite.
Damals wie heute zählen die wenigsten der Weltbevölkerung zu den Mächtigsten der Erde, aber alle Menschen sind gleich von einer Mutter geboren.

Vergleiche ich die philosophischen und religiösen Schriften jener Zeit, so wird mir schnell klar: Die antiken olympischen Göttinnen und Götter scheren sich nicht um die einzelnen, der jüdisch-christliche Gott aber hat alle Frauen und Männer bei ihren Namen gerufen. Im christlichen Glauben opfert er zu ihrer Rettung sogar seinen Sohn. Das gibt auch der niedrigsten gesellschaftlichen Existenz einen höheren Sinn. Hinzu kommt noch ein bis dato unbekannter positiver Ausgleich im Jenseits für alles Erduldete im Diesseits.

Mit einem Sinn im Leben lässt sich nach Friedrich Nietzsche fast jedes Leid ertragen: "Wer ein WARUM zum Leben hat, erträgt fast jedes WIE."

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