Grafik: geometrische Formen

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Radiokolleg

Musik und KI - Eine Geschichte der Rückkopplungen (3)

Die Maschinisierung menschlicher Musik

Die Debatte um KI in der Musik wird nicht immer ganz ehrlich geführt, denn die Reinheit der menschlichen Schöpfung entspricht nicht mehr dem Studio-Alltag. Hochentwickelte Software dies- und jenseits der Grenze zur KI wird routinemäßig zur Korrektur menschlicher Fehlleistungen verwendet, besonders in Sachen Vocal Pitching und rhythmischer Präzision. Die Vorgabe der Maschine ist der Maßstab des "Richtigen".
Soweit eigentlich nichts Neues: Von der Popularisierung des Metronoms ab dem 17. Jahrhundert bis zu den heutigen Click-Tracks hat sich der menschliche, musikalische Ausdruck der Maschine unterworfen und damit auch die Erwartungshaltung der Hörenden geprägt.
Wer heute einen Dance-Track live spielen will, soll dabei exakt wie eine Maschine sein. Charts-Produktionen werden von "falschen" Zwischentönen gesäubert, folgerichtig hört man unter Straßensänger:innen längst junge Stimmen, deren Intonation und Timbre von Autotune geprägt wurden. Kompositorisch hat die Verwendung von Loops einen Verzicht auf Akkord- und Tonartenwechsel begünstigt, der sich messbar auf das Songwriting von Charts-Musik auswirkt (Akkord-, Tonarten- und Tempowechsel nehmen ab). Dementsprechend haben sich auch die Grenzen dem breiten Publikum zumutbarer musikalischer Herausforderungen verengt. Ist das Unterscheiden von AI-Musik und "echter" Musik inzwischen gar nicht mehr möglich bzw. nur mehr Heuchelei?

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