Gemälde von Wassily Kandinsky, Ausschnitt - Murnau mit Kirche II

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Gedanken für den Tag

Wassily Kandinsky: Das Geistige in der Kunst

Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien und Präsidentin von Icom Österreich, zum 80. Todestag von Wassily Kandinsky

Eines der ersten Kunsttheoriebücher, die ich mir als Studentin geleistet habe, war eine bibliophile Ausgabe von Kandinskys legendärer Schrift "Über das Geistige in der Kunst".

Als ich dieses Buch vor kurzem wieder einmal aus dem Regal genommen habe, war ich erstaunt, dass ich als junge Frau so begeistert davon war. Denn heute erscheint mir dieses für die Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts so einflussreiche Dokument nicht leicht verständlich, mitunter auch recht abgehoben. Aber wahrscheinlich haben mich bereits damals Fragen angesprochen - ohne dass mir das so bewusst war -, die mich bis heute beschäftigen.

"Wohin ist dieses Leben gerichtet?", fragt Kandinsky etwa. Er denkt in dieser 1912 erstmals publizierten und später in zahlreiche Sprachen übersetzten Abhandlung darüber nach, welche Rolle die Kunst für das menschliche Dasein spielt. Vor allem, wenn es um einen Blick unter die Oberfläche, in eine Welt jenseits der materiellen Wirklichkeit, geht. Dabei interessiert ihn zunächst die Loslösung der Kunst von der Naturnachahmung und die Hinwendung zur Abstraktion. Die Entstehung von Kunstwerken - so Kandinsky - dürfe nicht von äußeren Dingen inspiriert werden, sondern müsse aus einer "inneren Notwendigkeit" heraus geschehen.

Ungebrochen aktuell erscheint mir die Kritik an einer zu materialistischen Orientierung der Welt. Diese verursache einen "Sprung in der Seele". Dass er der Kunst die Möglichkeit zuschreibt, als "geistige Nahrung" gegenzusteuern, ist mir berufsbedingt besonders sympathisch. Überzeugende Kunstwerke, schreibt Kandinsky, "halten die Seele vor Vergröberung" ab. Sie "erhalten sie auf einer gewissen Höhe, wie der Stimmschlüssel die Saiten eines Instruments".

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Arnold Schönberg 1874 - 1951
Titel: Quartett für Streicher in D-Dur
* Allegro - 4.Satz (00:04:41)
Streichquartett
Ausführende: LaSalle Quartet
Ausführender/Ausführende: Walter Levin
Ausführender/Ausführende: Henry Meyer
Ausführender/Ausführende: Peter Kamnitzer
Ausführender/Ausführende: Jack Kirstein
Länge: 04:41 min
Label: DG 4199942 (4 CD)

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