Passanten auf der Mariahilfer Straße

PICTUREDESK.COM/VIENNASLIDE

Punkt eins

Mehr Kapitalismus ist auch nicht die Lösung

Wie unsere Lebensweise in der Krise an ihre Grenzen stößt. Gast: Univ.-Prof. Dr. Ulrich Brand, Politikwissenschaftler, Universität Wien. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Finanzkrisen, Klimakollaps, Pandemie und Krieg: Die gegenwärtige "Zeitenwende" (Olaf Scholz 2022 angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine) wird in den Gesellschaften der Welt durchaus wahrgenommen. Unsere Antwort darauf ist aber in aller Regel ein "bestenfalls leicht modifiziertes 'Weiter so'". Das argumentiert Ulrich Brand, Professor für Internationale Politik an der Universität Wien, zusammen mit Co-Autor Markus Wissen in deren aktuellem Buch "Kapitalismus am Limit".

Auch "nachhaltiger Konsum" sei Konsum, bleibe meist ohnehin nur "Nischenaktivismus" und blende die Produktionsbedingungen als wahre Ursachen von Ausbeutung und Umweltzerstörung aus, schreiben die Autoren. Mit der Hoffnung auf technische Lösungen werde letztlich "dieselbe Rationalität der Naturbeherrschung, die die Krise hervorgebracht hat, in den Dienst ihrer Bearbeitung zu stellen versucht". Und die Schaffung von Ungleichheiten sowie die Tendenz zur räumlichen Expansion - von den Autoren mit dem Begriff "Imperialismus" beschrieben - sei dem kapitalistischen Wirtschaftsmodell immanent.

In allen Teilen der Welt ist die multiple Krise längst zur Alltagserfahrung geworden - gefährliche Klimaveränderungen etwa sind auch im globalen Norden längst kein abstraktes Thema mehr, im Süden schon gar nicht. Was wir dabei beobachten, ist im Grunde der Kapitalismus, der an seine Grenzen stößt. Und an die des Planeten. Und an unsere, sagt Ulrich Brand.

Im Gespräch mit Xaver Forthuber und unseren Hörer:innen erläutert er seine sozialwissenschaftlich geprägte Zeitdiagnose und zeigt Perspektiven auf: Die bestünden in einer gesellschaftlichen Transformation, geleitet von Solidarität. Aber scheinen die weltweiten Entwicklungen nicht genau in die andere Richtung zu laufen: Mehr Autorität im Zeichen des "Weiter so" allerorten? Kann sich das System selbst überwinden, welche Instrumente haben wir dafür, und bleibt uns überhaupt noch Zeit? Was glauben Sie?

Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Ulrich Brand, Markus Wissen: Kapitalismus am Limit. Öko-imperiale Spannungen, umkämpfte Krisenpolitik und solidarische Perspektiven. München: oekom, 2024.

Sendereihe

Gestaltung

  • Xaver Forthuber