Was nicht angenommen ist, ist nicht erlöst

23. Dezember 2024, 06:57

Bei einer adventlichen Feier in einer Justizanstalt bekam ich als Geschenk ein weißes Messkleid mit Handabdrücken der Häftlinge. Manche dieser Abdrücke wiesen Spuren von selbst zugefügten Verletzungen auf.

Welche Vergangenheit hat sich in diese Hände eingeprägt, eine Vergangenheit, von der sie nicht loskommen? Und welche Zukunft erwarten sie? Was dürfen sie noch oder wieder erhoffen? Verbunden mit diesem Geschenk war die Bitte, die Lebensgeschichten in die vorweihnachtliche Feier mit hineinzunehmen.

Weihnachten erinnert an Frieden und Versöhnung, an die Heilung von Wunden und an die Erfahrung von neuen Lebensmöglichkeiten. Eines der Urbedürfnisse unseres menschlichen Herzens ist das Verlangen nach Annahme, nach Wertschätzung und Anerkennung. Jeder Mensch verlangt danach bejaht zu werden, so wie er ist, geschätzt zu werden, wie wertvoll er ist. Man hat ja das Gefühl, etwas wert zu sein. Was bestimmt denn den Wert eines Menschen? Ist es das Geld, die Arbeit, Titel, Besitz, Schulnoten, Medienpräsenz, Leistung, Bankkonto, Aktien, Veranlagung?

Angenommen zu sein bedeutet, Menschen geben mir das Gefühl der Achtung, lassen mich spüren, dass ich einen Wert habe, und ich selbst sein darf. Ich mag Dich mit den Licht- und Schattenseiten, mit Stärken und Defiziten, mit Begabungen und Behinderungen, mit Rosen und Neurosen. Dann ist Raum zum Wachsen da, ohne Druck, ohne Gewalt, ohne Zwang, ohne Damoklesschwert. Wenn nicht, dann nicht. Ich bin dann nicht mehr der Gefangene meiner Vergangenheit und werde nicht auf meine Fehler festgenagelt. Gott nimmt sich des Menschen an, er nimmt uns an, ohne Vorbedingung, ohne Vorurteil, denn was nicht angenommen ist, ist auch nicht erlöst.

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