Ö1 Hörspiel

Die Gegenwart des Sprechens und des Schweigens

"Treibholz" von Helmut Peschina

A und B heißen die beiden Figuren in Helmut Peschinas Dialogstück "Treibholz". Sie erinnern an Wladimir und Estragon. Anders als die beiden Beckett-Figuren treffen sie einander aber nicht unter freiem Himmel, vielmehr scheinen sie in einer Wohnung unter dem Dach gefangen. Ihr gemeinsamer Blick ist nicht nach vorne, sondern zurück gerichtet. In der Vergangenheit ist aber kaum etwas passiert. Sie führen Wortgefechte, ohne den anderen wirklich zu verletzen. Wissen sie selbst immer so genau, worüber sie eigentlich reden? Manchmal scheinen sie in Liebe miteinander verbunden zu sein, manchmal in Hass. Immer wieder klammern sie sich mit ihren Sätzen aneinander - so werden sie einander nie gleichgültig.

Nach zahlreichen Bearbeitungen großer literarischer Stoffe hat Helmut Peschina (*1943) wieder ein Originalhörspiel geschaffen. In kurzen Szenen und präzisen Dialogen seziert er das gemeinsame Leben seiner Protagonisten. Dabei geht der Autor nicht der Frage nach, woran die beiden gescheitert sein mögen, was ihnen gelungen sein mag oder ob ihre Beziehung eine Zukunft hat. Sein Interesse gilt der Gegenwart ihres Sprechens und ihrem Schweigen zwischen den Worten.

Mit Jörg Ratjen und Stefan Suske, Ton: Anna Kuncio und Manuel Radinger, Musik: Sixtus Preiss, Regie: Andreas Jungwirth (ORF 2025)

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