Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen

Sinnstiftend feiern

Gelassenheit und Kraft für ein ganzes Jahr - Aspekte der Bibel +++ Gentleman-Katholik mit Rockstar-Ausstrahlung - Johannes Hartl und seine Mission +++ Sinnstiftend feiern: Rituale helfen leben - Versöhnung auf alevitisch +++ Ein großes und wunderbares Geheimnis - Armenische Weihnachten

1. Gelassenheit und Kraft für ein ganzes Jahr - Aspekte der Bibel
(1. Johannesbrief 5,11-13)

Für den Landessuperintendenten der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, Thomas Hennefeld, bringt es der an der Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert verfasste 1. Johannesbrief auf den Punkt. Die theologische Abhandlung, die der Brief eigentlich ist, findet sich im Neuen Testament der Bibel, und ein Abschnitt daraus wird am Sonntag, 5. Jänner, in evangelischen Gottesdiensten gelesen. In dem Text geht es um nichts weniger als das ewige Leben. Thomas Hennefeld hält das durchaus für möglich und bekennt, daran zu glauben, "in der Liebe des barmherzigen Gottes auf ewig geborgen" zu sein, "hier auf der Erde und jenseits der Zeit". Diese Erkenntnis schenke ihm Gelassenheit und Kraft für ein ganzes Jahr.


2. Gentleman-Katholik mit Rockstar-Ausstrahlung - Johannes Hartl und seine Mission

Tausende junge Menschen werden von 3. bis 6. Jänner bei einem großen religiösen Jugendfestival mit dem Titel "Zimzum" in Bayern, in den Augsburger Messehallen, erwartet. Initiiert wurde das Happening unter anderem von dem katholischen Theologen und Philosophen Johannes Hartl, der mit seiner Frau Jutta Hartl das interkonfessionelle Gebetshaus Augsburg aufgebaut hat und in dessen Leitungsteam ist. Täglich vertieft sich Johannes Hartl vier Stunden ins Gebet. Auf Instagram verteilt der Vater von vier Kindern praktische Lebens-Tipps für junge Menschen. So rät er Männern, sich gentlemanlike zu verhalten. Was ihn darüber hinaus bewegt, haben Christina Höfferer und Markus Zimmermann bei einem seiner christlichen Mega-Events in Augsburg erkundet.


3. Sinnstiftend feiern: Rituale helfen leben - Versöhnung auf alevitisch

Die großen und kleinen Ereignisse des Lebens verlangen danach, begangen und nicht etwa übergangen zu werden. Dabei können Rituale helfen, Lebenserfahrungen zu vertiefen und Veränderungen, die das Leben mit sich bringt, zu unterstützen und sinnerfüllt zu vollziehen. In Lebenskunst beginnt am ersten Sonntag im Neuen Jahr eine Reihe, die Rituale vorstellt: Zeremonien, die verschiedene Menschen unterschiedlicher Religionen, Konfessionen und Weltanschauungen durchführen. Den Anfang macht das Ritual "Einvernehmen einholen", ein Versöhnungsritual, das im Cem-Haus von Alevitinnen und Aleviten begangen wird. Viele Aleviten, nicht zu verwechseln mit Alawiten, viele Aleviten verstehen sich - mit Ausnahme der Frei-Aleviten - als eine liberale Strömung im Islam. Ihr Name bezieht sich auf Muhamads Cousin und Schwiegersohn Ali, den sie als rechtmäßigen Nachfolger sehen. (Für Sunniten beispielsweise gilt Abu Bakr als rechtmäßiger Nachfolger.)

Lena Göbl hat sich in einem Cem-Haus in Wien darüber informiert, wie bei dieser Gruppe von Alevitinnen und Aleviten das Versöhnungsritual praktiziert wird, wie Schlechtes "weggekehrt" und gereinigt und mit drei Kerzen "das Licht Gottes erweckt" wird.


4. Ein großes und wunderbares Geheimnis - Armenische Weihnachten

Rituale begleiten auch die Weihnachtsfeierlichkeiten armenischer und armenisch-apostolischer Christinnen und Christen, die ihren Höhepunkt am 5. und 6. Jänner haben. Dabei werden Geburt und Taufe des als Christus verehrten Jesus aus Nazareth gefeiert. Ihren "Heiligen Abend" zelebrieren armenische Christinnen und Christen am 5. Jänner mit einem besonderen Gottesdienst nach Sonnenuntergang. In der darauffolgenden Nacht brennt in den Häusern eine Öllampe, die an den Stern erinnert, der laut Überlieferung in der Nacht der Geburt von Jesus geleuchtet hat. Und sie erinnert auch an die im Evangelium überlieferten Worte Jesu: "Ich bin das Licht der Welt".

Nach dem Festgottesdienst am 6. Jänner findet noch die traditionelle Wasserweihe statt, im Gedenken an die Taufe des erwachsenen Jesus durch Johannes den Täufer. Insgesamt dauert das Weihnachtsfest acht Tage - bis zum 13. Jänner. In dieser Zeit wird bei den Feiern das armenische Weihnachtslied "O großes und wunderbares Geheimnis" gesungen und mit den Worten "Christus ist geboren und erschienen" gegrüßt. Was freilich den Bogen zur Westkirche schließt, wo auch am 6. Jänner Epiphanie, "Erscheinung des Herrn", gefeiert wird.

Ein großer Kenner Armeniens, seiner Menschen und ihrer Sprache, ist der Übersetzer und Autor Herbert Maurer. Für Lebenskunst hat er seine Gedanken zum armenischen Weihnachtsfest publiziert und meint: "Architektur, Text und Musik sind - nicht nur aber auch für die Armenier - das harmonische Programm einer Überlebensgeschichte, die ja für viele - am Tag der ,Erscheinung' - eine weihnachtliche Heilsgeschichte ist."

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