Holzstuhl und Tischdecke in Kroatien

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Zusammenleben in Kroatien nach dem Krieg.

In Rudina, einem winzigen Dorf auf einer kroatischen Ferieninsel, trinken heute nationalistische Kriegsveteranen mit Pazifisten Wein, katholische Traditionalisten bilden mit Tito-Kommunisten eine Gesangsgruppe. Der Mix scheint - über 30 Jahre nach Ausbruch der Jugoslawienkriege - beinahe unmöglich. Aber er funktioniert.

Mehr als zwei Jahrhunderte lang gab es im Dorf nur zwei Familienclans und zwei Nachnamen. Titos Jugoslawien würfelte die Einwohnerschaft neu zusammen. Der Krieg, der ihm vor drei Jahrzehnten ein Ende setzte, tat es ein weiteres Mal. Seine Schrecken sind nicht vergessen. Heute ist Rudina ein Patchwork verschiedener Identitäten.

Von seinen knapp fünfzig Einwohnern sind nur fünf hier geboren. Der Musiker Sinischa, Sohn eines Ingenieurs und einer Bankmanagerin, beide bosnische Serben, lebte viele Jahre in Sarajevo. Seine Eltern hatten in Rudina ein Haus gekauft, als er acht war. Bei Kriegsausbruch sah der Vater ein Blutbad voraus und schickte den Neunzehnjährigen gegen seinen Willen in die USA.

Josip, sein kroatischer Kinderfreund gleichen Alters, der als Sohn eines Bauarbeiters in Rudina gelandet war, meldete sich hingegen gleich nach seinem Schulabschluss freiwillig an die Front, um gegen die Serben zu kämpfen. Über dreißig Jahre ist das her.

Heute trinken in Rudina nationalistische Kriegsveteranen mit Pazifisten ihren Wein, katholische Traditionalisten bilden mit Tito-Kommunisten eine Gesangsgruppe. Der Mix scheint beinahe unmöglich. Aber er funktioniert.

"Jenseits von gut und böse. Ein kroatisches Dorf als Flickenteppich der Identitäten." Feature von Barbara Kenneweg.
Ko-Produktion WDR/ DLF Kultur/ ORF 2021

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