CHRISTOPHER GLANZL
Contra - Kabarett und Comedy
Neue Soloprogramme von Katie La Folle und Christine Teichmann
Die eine, Christine Teichmann, hat sich neben ihren vielen Tätigkeiten als Kellnerin, Tischlerin, Zirkusclown und Bauleiterin in Tschechien als Poetry Slammerin einen Namen gemacht, die andere, Katie La Folle, hat ihren kabarettistischen Horizont einst als Tänzerin in Pariser Cabaret-Etablissements erweitert. In ihren neuen Bühnenprogrammen beschäftigen sich beide mit ungewollten Familienmodellen und engen gesellschaftlichen Rollen.
11. Jänner 2025, 19:05
Christine Teichmann wendet sich in ihrem neuen Kabarettstück "Unterhaltung - ein Sozialdebatt'l" der Ausbeutung von Frauen und der österreichischen Sozialgeschichte zu. Auf der Suche nach einer Pflegekraft für ihre steinalte Großmutter, deren Leben als Magd immer nur arbeiten, beten und Gosch'n halten bedeutet hat, stolpert Teichmann unfreiwillig komisch über die Fallstricke ihrer eigenen Überzeugungen und Notwendigkeiten und entlarvt sich und das Publikum als Mittäterinnen in ausbeuterischen Systemen einst und jetzt.
Christine Teichmann war mit dem auf vielen Interviews basierenden Stück "Schweiß und Tränen sind auch nur Salz und Wasser" in der Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl zu Gast, ihre gesammelten Recherchen sind in "Unterhaltung - ein Sozialdebatt'l" eingeflossen.
Die einst zur Musical-Darstellerin ausgebildete Sängerin und Kabarettistin Katie La Folle, im bürgerlichen Leben Katrin Immervoll, schliff ihre Talente zunächst in etlichen Rollen in Klassikern wie "Evita", "Kiss me Kate" oder "Sound of Music". Soweit, so üblich. 2012 wich sie mutig von der klassischen Laufbahn ab und erweiterte ihren künstlerischen Horizont als freizügige Tänzerin in Pariser Cabarets. Ihre dortigen Erlebnisse und Erfahrungen verhalfen ihr nicht nur zu einer unerschütterlich strahlenden Bühnenpräsenz, sondern auch zu den außergewöhnlichen Inhalten ihres ersten Kabarettprogramms "Die Folle Wahrheit".
Es folgten das zwischen Jazz, Swing, Pop, Chanson und Wienerlied angesiedelte Musikkabarett "Folle Vertont" und die beiden Soloprogramme "Finden" (2017) und "Furios" (2020). In ihrem aktuellen fünften Solo "Rettet die Teetassen" zieht sie unter der Regie von Sonja Pikart, Doppelgewinnerin der "Österreichischen Kabarettpreise 2024", alle ihre lustig-lustvollen Register im satirisch-komischen Kampf für ihre gesellschaftlichen Anliegen: mit schamlosem Spott und spitzen Pointen gegen Ungerechtigkeiten aller Art - und gegen die eigene Verbürgerlichung.
Pressetext: "Katie La Folles scharfer Blick auf ungewolltes Bürgertum, neue Familienmodelle und der Suche nach Sicherheit. Setzen wir uns gemeinsam in eine rotierende Teetasse, philosophieren über künstliche Intelligenz und toxischen Perfektionismus. Über Schwimmflügerl für untergehende Teetassen und verpflichtende Sonnencreme auf Kücheninseln. Wir brauchen Baldriantee für mehr Zen, Lady Grey für den Feminismus und Jagertee fürs Abenteuer. Wir sammeln Zwiebelmuster, feiern den Goldrand und sind keinesfalls für die Maschinenwäsche geeignet! Wir, die zerbrechlichen Teetassen der Neuzeit, die Millennials und ihre Kinder. Die "Teacup Generation", die noch fragilere, noch sensiblere "Tasserl" heranzieht. Sind wir denn wirklich noch zu retten?"
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