Ungewöhnliche Berufswahl

15. Jänner 2025, 06:57

Margarete Schütte-Lihotzky war die erste Frau, die in Wien als Architektin gearbeitet hat. Entgegen allen Warnungen aus ihrem Umfeld, dass "niemals jemand eine Frau ein Haus bauen lassen" würde, ist sie unbeirrbar ihren Weg gegangen.

Ihre Entscheidung hat die 1897 in Wien geborene Architektur-Pionierin nie bereut. Auch wenn sie in ihrer Karriere in einem männerdominerten Berufsfeld und aufgrund ihrer politischen Haltung als Kommunistin mit zahlreichen Hindernissen zu kämpfen hatte. Bis hin zur Tatsache, dass sie im Wien der Nachkriegszeit fast keine Aufträge bekommen hat. Erst im hohen Alter hat sie die Würdigungen erfahren, die ihr schon längst zugestanden wären.

Mich fasziniert vieles an der Persönlichkeit dieser unbeugsamen Frau, die vor allem als Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und aufgrund ihrer "Frankfurter Küche" zu Weltruhm gelangt ist. Dabei hat sie so viel mehr hinterlassen als dieses eine legendäre Werk. Besonders begeistert mich die Verbindung von sozialem Engagement und künstlerischem Ausdruckswillen. Als die bürgerliche Studentin der Kunstgewerbeschule die Not der arbeitenden Menschen im Wien der 1910er-Jahre gesehen hat., ist für sie klar gewesen, dass sie einen Beruf ergreifen will, mit dem sie die Not der Menschen lindern kann.

An der Architektur habe sie die "Dreieinigkeit von ineinandergreifenden gesellschaftlich-sozialen, technisch-wissenschaftlichen und künstlerischen Problemen" gefesselt, schreibt sie rückblickend in ihren autobiografischen Erinnerungen: "Hätte ich nochmals zu wählen", so Schütte-Lihotzky, "würde ich wieder Architekt werden."

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