Margarethe Schütte-Lihotzky

APA/MAK/HDS

Gedanken für den Tag

Mutige Widerstandskämpferin

Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien, zum 25. Todestag von Margarethe Schütte-Lihotzky.

Wie kann eine Frau so mutig sein? Wie kann sie so viel Lebensfreude ausstrahlen - trotz der schrecklichen Ereignisse, die ihr widerfahren sind?

Die Biografie der Architektur-Pionierin Schütte-Lihotzky löst in mir größte Bewunderung aus. Denn das in den autobiografischen Schriften "Erinnerungen aus dem Widerstand" Geschilderte lässt eine Frau zu Tage treten, die sich vehement gegen das nationalsozialistische Schreckensregime aufgelehnt und dabei ihr eigenes Leben in höchste Gefahr gebracht hat. Weil sie davon überzeugt war, dass "man sich in so harten Zeiten nicht einem angenehmen, risikolosen Leben hingeben darf, sondern im Widerstand aktiv gegen die Nazis etwas zu leisten hat", so Schütte-Lihotzky. Sie hat sich gefragt: "Was haben wir zu tun, damit wir nach dem Sturz Hitlers mit gutem Gewissen wieder in der Heimat leben können? Was haben wir zu tun, um zum Sturz Hitlers beizutragen?"

1940 ist die Architektin aus dem türkischen Exil zurück nach Wien gefahren, um Verbindungen zum österreichischen Widerstand herzustellen. Kurz vor ihrer Rückkehr nach Istanbul ist sie verhaftet worden und nur knapp der Todesstrafe entkommen. Über vier Jahre hat sie bis zum Kriegsende in nationalsozialistischer Haft verbracht.

Abgesehen von der Bewunderung für den kompromisslosen Widerstandsgeist berührt mich, dass Schütte-Lihotzky auch angesichts der grauenvollen Schilderungen des Zuchthaus-Alltags den zwischenmenschlichen Zusammenhalt und die kleinen Lichtblicke betont. So beendet sie ihre Erinnerungen an die Befreiung aus der nationalsozialistischen Gefangenschaft mit einem nahezu unglaubwürdig erscheinenden positiven Ausblick. Sie schreibt: "Das war das Ende meiner Odyssee. Es begann mein zweites Leben mit wachem Auge, denn - ... eine Minute Dunkelheit macht uns nicht blind ...'"

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