Achim Benning

APA/KURT BRAZDA

Menschenbilder

Achim Benning in memoriam zum 90. Geburtstag

"Meine Biografie ist mir dazwischengekommen." Der Schauspieler und Theaterintendant Achim Benning

Am 20. Jänner wäre er 90 Jahre alt geworden, vor einem Jahr ist er in seiner Wahlheimat Wien gestorben. "Ich wollte nicht Schauspieler werden; ich wollte nicht Regisseur werden; ich wollte nicht Burgtheaterdirektor werden", schrieb Achim Benning in einer autobiografischen Notiz. Schon mit 24 Jahren spielte er am Burgtheater, wo er in über 50 Rollen zu sehen war; ab 1971 führt er auch Regie, von 1976 bis 1986 war er Direktor des Hauses am Ring. Danach konzentrierte er sich auf die Regiearbeit, leitete von 1989 bis 1992 das Schauspielhaus Zürich und war dann Professor für Regie am Max-Reinhardt-Seminar.

Achim Benning ist 1935 in Magdeburg geboren und hat die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erlebt. 1947 ging er mit seinen Eltern über die grüne Grenze nach Westdeutschland, 1955 schloss er in Braunschweig die Schule ab. Benning erinnert sich, wie er in den 1950er Jahren zum Studium nach Wien kam und mit einem Donaufischer in Untermiete lebte; und in welchen Rollen ehemalige Nazis hier glänzten. Sein Engagement für das osteuropäische Theater - Václav Havel wurde zum Hausautor des Burgtheaters - und seine Einladung deutscher Gastregisseure trugen ihm eine Kampagne der Kronen-Zeitung und die Kritik konservativer Journalisten und Politiker ein: Er wolle das westdeutsche "Fäkalientheater" nach Wien bringen und das Burgtheater zum "Hort des Linksfaschismus" machen. Doch kaum war Claus Peymann Burgtheater-Direktor, galt Benning als konservativ und wurde totgeschwiegen.

Achim Benning hat unter anderem Stücke von Max Frisch oder Elias Canetti uraufgeführt. Seit über zehn Jahren lehnt er jede Einladung zu einer Theater-Arbeit ab - weil ihm die "80-jährigen deutschen Avantgardisten" nie geheuer waren. "Wenn man alt ist, ist man alt. Aus." Doch Achim Benning ist ein wacher Leser und Beobachter geblieben. Nostalgie ist seine Sache nicht, aber er erinnert sich an eine Zeit, in der die Vielfalt von Typen größer war - nicht nur unter Schauspielern, überhaupt unter den Menschen.

Die "Menschenbilder" wiederholen aus Anlass des 90. Geburtstags und zum ersten Todestag eine Sendung aus dem Jänner 2021.

Gestaltung: Cornelius Hell

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