Peter Handke

APA/TOBIAS STEINMAURER

Radiogeschichten

"Schnee von gestern, Schnee von morgen". Von Peter Handke.
Es liest Michael Dangl

In seinen letzten, zumeist schmalen Büchern lässt der 82-jährige Peter Handke seine Erzähler, die große Ähnlichkeiten mit ihm haben, räsonierend den Alltag bewältigen. Das Abenteuer des Lebens besteht im langsamen Durchmessen der Tage und Nächte und in der Bewältigung der auf das erzählende Ich einstürzenden Gedanken- und Erinnerungsfragmente. Handke nennt seinen neuen Text als "Lautwerden des einen Kreuz-und-Quer-Gehenden zeit seines jeweiligen Innehaltens". Das klingt komplizierter als es ist. In erster Linie geht der Dichter systematisch-unsystematisch mit sich selbst ins Gericht: Von "Undankbarkeit" ist die Rede, von der Weltgeschichte - "durch mich hindurchgehend" und dem "elften Gebot" - dem "Unwillkürlich beteiligt sein." Kaum setzt er mit einem "Halleluja" von Monteverdi bis Leonard Cohen an, schon fällt er sich selbst mit Homer, William Faulkner, Nestroy und Raimund ins Wort. Die literarischen Hausgötter sind einerseits "Anstachler", zugleich heißt es da: "Nie wieder Ausschau halten nach Bundesgenossen!" Überraschenderweise erschöpft sich Handkes dialektisches Spiel von Rede und Gegenrede an keiner Stelle: mit untrüglichem Gefühl für inhaltlichen Rhythmus steigert sich "Schnee von gestern, Schnee von morgen" zu einer hintergründigen, nie auch nur vertröstenden Betrachtung zur aktuellen Lage der Welt. Und was man als religiösen oder philosophischen Hintergrund zu seinen Überlegungen assoziieren könnte, wird schließlich in einem atemberaubenden Wirbel von Zitaten aus der so genannten großen Weltliteratur in einen geradezu verrückten Wirbel versetzt.

Service

Peter Handke, "Schnee von gestern, Schnee von morgen", Suhrkamp Verlag

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann

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