TYROLIA VERLAG/JEFFREY WISNICKI
Im Fokus - Religion und Ethik
"Brechen wir aus!"
Aktuell im Fokus: Kritik von US-Bischöfen an Abschiebungen +++ Thema im Fokus: "Brechen wir aus!" - Die Geschichte von Flucht und Rettung der Jüdin Leokadia Justman +++ Serie: Wer hat an der Uhr gedreht? - Christliche Zeitrechnung
5. Februar 2025, 16:05
1. Aktuell im Fokus: Kritik von US-Bischöfen an Abschiebungen
Mit den Abschiebungen von Einwanderer:innen hat US-Präsident Donald Trump nach Mariann Edgar Budd, der Bischöfin der Episkopalkirche, nun auch Kritiker aus den Reihen der katholischen Bischöfe in den USA auf den Plan gerufen, sowie vieler anderer religiöser Gemeinden, die Geflüchtete und Migrant:innen beherbergen. Scharfe Kritik üben sie insbesondere an der Ankündigung, Trump wolle künftig Razzien auch in Kirchen, Spitälern und Schulen durchführen lassen. Vizepräsident J.D. Vance konterte, die katholische Kirche sorge sich nur darum, die finanzielle Unterstützung des Staates für die "Umsiedlung illegaler Einwanderer" zu verlieren, was wiederum von den Bischöfen als falsche Behauptung zurückgewiesen wurde. Auf Anhänger:innen aus religiösen Kreisen kann sich Trump jedoch weiterhin verlassen. Ihre Unterstützung hat er sich unter anderem mit dem Versprechen, die Gesetze für Schwangerschaftsabbrüche weiter zu verschärfen und die Rechte queerer Menschen einzuschränken, gesichert. US-Korrespondent Christophe Kohl berichtet.
Im Studio spricht Judith Fürst mit dem aus den USA stammenden, in Wien lebenden Historiker Mitchell Ash, emeritierter Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Wien, über das Verhältnis des US-Präsidenten zu den christlichen Kirchen, zu fundamentalistisch katholischen und evangelikalen Kreisen, über die religiöse Symbolik bei der Inauguration sowie in Trumps Rhetorik.
2. Thema im Fokus: "Brechen wir aus!" - Die Geschichte von Flucht und Rettung der Jüdin Leokadia Justman
Leokadia Justman, 1922 in Lódz (Polen) in eine jüdische Familie geboren, wurde von den Nazis als Jugendliche mit ihren Eltern ins Warschauer Ghetto vertrieben. Ihre Mutter Sofie ging auf einen Transport ins KZ Treblinka, um Leokadia das Überleben zu ermöglichen. Ihr Vater Jakub Justman besorgte falsche Papiere und so konnten sie als katholische Wanderarbeiter getarnt 1943 nach Tirol fliehen. Doch 1944 wurden sie von einem polnischen Kollaborateur an die Gestapo verraten. Der Vater landete im Lager Innsbruck Reichenau und Leokadia mit ihrer Freundin Marysia im Innsbrucker Polizeigefängnis. Im April 1944 wurde Jakub Justman im Lager ermordet. Seine Tochter Leokadia und Marysia wurden von fünf Innsbrucker Polizisten und zwei Frauen, die geheim Widerstand leisteten, unterstützt. Nach der Flucht aus dem durch alliierte Bombenangriffe im Jänner 1945 beschädigten Gefängnis, wurden sie in Innsbruck und Umgebung vor der Verfolgung durch die Gestapo versteckt. Danach landeten sie mit erneut gefälschten Dokumenten in Lofer, wo sie bis zum Kriegende im Mai 1945 überlebten.
Die fünf Tiroler Polizisten und die Frauen, die unter Lebensgefahr Leokadia Justman das Überleben ermöglicht haben, wurden von der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" anerkannt.
Zu Leokadia Justman gibt es derzeit an der Universität Innsbruck ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das sich der Erforschung der Lebensgeschichte der jüdischen Autorin widmet. Soeben erschien die deutsche Übersetzung der Erinnerungen Leokadia Justmans: "Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht nach Tirol" - Gestaltung: Johannes Kaup
3. Serie: Wer hat an der Uhr gedreht? - Christliche Zeitrechnung
In der Rubrik im Februar des Jahres 2025 geht es um das Thema Zeitrechnungen - wann starten sie, wer legt sie aus welchen Gründen fest? In der ersten Ausgabe beschäftigen wir uns mit der - gegenwärtig am meisten verbreiteten - christlichen Zeitrechnung. Stefanie Jeller hat sich auf die Suche nach dem Jahr Null gemacht.
Service
Buch, Leokadia Justman, "Brechen wir aus. Als polnische Jüdin auf der Flucht nach Tirol", Tyrolia Verlag