PICTUREDESK.COM/Willfried Gredler-Oxenbauer
Betrifft: Geschichte
Im Wandel
Zur Geschichte der Elektro-Energieversorgung in Österreich
Mit dem Teamleiter und Kustos des Technischen Museum Wien, Bernhard Schmidt und dem Kurator des Technischen Museum Wien, Christian Stadelmann
17. Februar 2025, 15:55
1867 konstruierte der nahe von Meran geborene Erfinder Johann Kravogl einen ersten Elektromotor. Diesen verkaufte er später an den deutschen Werner v. Siemens, der ebenso wie Nikola Tesla und Thomas Alva Edison zu den Pionieren der Elektrizität und Elektrotechnik gehörte. Bereits während der Wiener Weltausstellung 1873 wurden Gleichstrommotoren, Bogenlampen und Dynamos präsentiert. 1878 erstrahlte der Wiener Eislaufverein erstmals in elektrischem Licht. 1881 begann in den USA der Verkauf von Kohlefadenglühlampen, im selben Jahr fuhr in Berlin die erste elektrische Straßenbahn. Um den steigenden Strombedarf zu decken, gingen 1882 in London und New York die ersten öffentlichen Kraftwerke der Welt ans Netz.
Begeistert von der neuen Technologie eröffnete der Waffenfabrikant Josef Werndl 1884 die "Elektrische Ausstellung" in Steyr. Deren Hauptattraktion war, die auch von Kaiser Franz Josef bestaunte, erste elektrische Straßenbeleuchtung in einer Stadt der Habsburgermonarchie. Der Strom dafür wurde von Dampfmaschinen und teilweise von einer mit Wasserkraft angetriebenen Turbine produziert.
In den ersten Jahrzehnten stützte sich die Elektrifizierung Österreichs auf eine Vielzahl kleiner Elektrizitätswerke. Eine großflächige Stromversorgung Wiens ermöglichte der Bau des Großkraftwerkes Simmering im Jahr 1900. Bereits 1926 waren die Stadt, sowie 66 Umlandgemeinden, weitgehend elektrifiziert. Neben Wasserkraftwerken sicherten auch Kohle-, Gas- und Dampfkraftwerke den rasch steigenden Strombedarf. Den Ausbau der Atomkraft verhinderte 1978 eine Volksabstimmung, wodurch das fast fertige Kernkraftwerk Zwentendorf niemals in Betrieb ging. Aus Umweltschutzgründen kam es in den vergangenen Jahren zu nachhaltigen Veränderungen bei der Stromgewinnung. So wurde 2019 das letzte österreichische Kohlekraftwerk Dürnrohr vom Netz genommen, während Wind-, Solar-, und Wasserkraftwerke neugebaut, erweitert und optimiert werden.