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Energiebündel mit Tiefgang

Was vom Dirigenten Marcello Viotti blieb.

Der nach transalpiner Herkunft klingende Name führt in die Irre: Marcello Viotti, vor 20 Jahren vor der Zeit verstorben, war ein Kind der französischsprachigen Schweiz. Den Größen der Italianità, von Bellini über Donizetti zu Verdi und darüber hinaus, galt wohl ein Teil seiner Zuneigung, die romantische französische Oper beanspruchte aber mehr davon. Massenets "Hérodiade" an der Wiener Staatsoper, Halévys "La Juive" an der Met, Gounods "Roméo et Juliette" in München, in dieser Stilsphäre war Marcello Viotti ganz und gar daheim. Falls es dafür eines Beweises bedurft hätte: Nachdem das venezianische Teatro La Fenice 2004 wieder einmal aus der Asche erstanden war, warf sich Viotti als Chefdirigent des Hauses speziellst für "Thais", "Les pecheurs de perles", "Le Roi de Lahore" ins Zeug. (Wer ihn mit Chaussons "Le Roi Arthus" bei den Bregenzer Festspielen erlebt hatte, wunderte sich nicht.) Das Ende war tragisch: Der Bayerische Rundfunk war dabei, sein "zweites" Orchester, das Viotti überantwortete Münchner Rundfunkorchester, einzustampfen - in dieser Phase starb der Dirigent aus einer Orchesterprobe heraus den Herztod. Mag sein, dass der BR schon deshalb die von Marcello Viotti inaugurierte Konzertserie geistlicher Musik "Paradisi Gloria" am Leben erhalten hat, und jede Menge Viotti-Dokumente, von Frank Martin bis Karol Szymanowski, veröffentlicht.

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel