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PICTUREDESK.COM/CHROMORANGE/MICHAEL BIHLMAYER
Punkt eins
Der Ruf nach Abschiebungen und die Statistik
Zur Debatte über kriminelle Ausländer und wie der Staat mit ihnen umgeht.
Gäste: Prof. Dr. Walter Georg Fuchs, Professur für Kriminologie, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin & Gernot Maier, Direktor Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA). Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
26. Februar 2025, 13:00
Der mutmaßliche Attentäter von Villach war ein asylberechtigter syrischer Staatsbürger, jener von München ein Afghane mit Aufenthaltserlaubnis, jener von Mulhouse im Elsass ein ausreisepflichtiger Algerier. Nach den jüngsten Anschlägen werden Rufe nach höheren Strafen, konsequenten Abschiebungen, "Massenkontrollen" und Sicherungshaft laut, ebenso konkrete Ideen für eine bessere Integration. Der Bedarf an sachlicher Information ist hoch und es stellen sich viele Fragen.
Welche Möglichkeiten hat der Rechtsstaat, mit straffällig gewordenen ausländischen Staatsbürgern umzugehen? Was passiert mit Asylwerbern oder anerkannten Flüchtlingen, wenn sie eine Straftat begehen? Woran scheitern Außerlandesbringungen mitunter in der Praxis? Können Abschiebungen oder höhere Strafen Terroranschläge verhindern oder Migration steuern?
Laut der Jahresbilanz 2024, die das Innenministerium am 24. Jänner vorlegte, ist die Zahl der Außerlandesbringungen gestiegen, die Zahl der Asylanträge gesunken. 2024 gab es laut der vorläufigen Statistik 13.307 Außerlandesbringungen; 52 % erfolgten zwangsweise, rund 45% der zwangsweise außer Landes gebrachten Personen waren mindestens einmal strafrechtlich verurteilt worden, erläutert Gernot Maier, Direktor des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl.
In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) sind junge Männer aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak bei bestimmten Delikten überrepräsentiert, wie in den Debatten zur Kriminalität in letzter Zeit oft erwähnt wird. Statistisch begehen ausländische Staatsangehörige häufiger Straftaten - und werden auch häufiger Opfer von Straftaten (Statistik Austria, ÖIF, Jahrbuch). Was aber lässt sich daraus schließen?
Der kriminologische Blick auf das Phänomen "islamistischer Terror" und mögliche Wirkebenen der Kriminalprävention, die Risikogruppe der jungen Männer, Sinn und Unsinn härterer Strafen und die Kriminalstatistik, was sie aussagt und was nicht - das sind Themen, mit denen sich der Rechts- und Kriminalsoziologe Prof. Dr. Walter Georg Fuchs seit vielen Jahren beschäftigt. Seit 2021 ist er Professor für Kriminologie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin; zu seinen Forschungs- und Interessensschwerpunkten zählen unter anderem die Soziologie der öffentlichen Sicherheit, Hasskriminalität und Kriminalität und Migration.
Gernot Maier und Walter Georg Fuchs bringen als Gäste von Barbara Zeithammer Ordnung in die komplexe Debatte und erläutern grundlegende Fragen und Hintergründe ebenso wie mögliche Maßnahmen und gesellschaftliche Aspekte. Zum Beispiel: Wie diskutieren wir als Gesellschaft über die zentralen Fragen zwischen dem Anspruch auf internationalen Schutz und den Sicherheitsinteressen eines Staates - ohne Menschenfeind oder naiv zu sein, ohne sich dem Vorwurf des Rassismus auszusetzen, ohne Feindbilder zu propagieren und Vorurteile zu stärken?
Rufen Sie uns an und reden Sie mit unter 0800 22 69 79 kostenfrei aus ganz Österreich oder schreiben Sie uns per E-Mail an punkteins(at)orf.at
Service
Migration und Integration. Fakten oder Mythen? Walter Fuchs und Arno Pilgram, "Zuwanderung erhöht Kriminalität und straft Integrationserwartungen Lügen", 2019
Ulrike Brandl, Rudolf Feik, Gernot Maier, Heike Sigrid Randl: Fremden- und Asylrechtliche Blätter: Jahrgangsband 2023
Bundesamt für Asyl und Fremdenwesen
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Zeithammer