Unsinn als Befreiung

27. Februar 2025, 06:57

Katzeklo, Fitze Fitze Fatze, Sommer Sonne Kaktus, Telefon- und Meisenmann. Helge Schneiders Lieder gehören wie sein Gesamtwerk zum erfolgreichsten Unsinn der vergangenen Jahrzehnte. Heuer wird der Allroundkünstler, der sich selbst am liebsten als Musiker bezeichnet, 70 Jahre alt. Helge Schneider hat sich schon mehrfach dazu bekannt, dem Sinn des Unsinns auf der Spur zu sein.

Danach gefragt, warum er glaubt, dass manche partout nicht über seinen Humor lachen können, gibt Helge Schneider eine interessante Antwort: "Ich erkläre mir das mit dem Unvermögen vieler Leute, sich fallen zu lassen." Da hat er Recht. Es gibt wohl eine Unsinns-Kompetenz, die Fähigkeit, sich ganz in den Moment hineinzubegeben, ganz da zu sein. Nicht nach einer Ebene hinter dem zu suchen, was da auf der Bühne passiert.

Es ist die Fähigkeit, keine Analyse anzustellen, was Fitze Fitze Fatze vor dem Hintergrund der Musik- und Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts bedeuten könnte, sondern einfach mitzusingen und sich fallenzulassen. So gesehen, hat Unsinn auch eine sehr theologische Komponente. In der Erzählung vom später so genannten Sündenfall wird berichtet, dass Adam und Eva nicht vom Baum der Erkenntnis essen sollten. Sie scheiterten in der Tradition des biblischen Mythos an ihrer Sehnsucht, das Urteil sofort parat zu haben. Sie wollen wissen, was gut und böse ist. Sie wollen deuten.

Vielleicht also ist der Unsinn, der uns einlädt, uns fallenzulassen, das Gegengift gegen die Schlange, die uns einlädt, uns auszustrecken nach dem Apfel am Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Und Helge Schneider ist einer jener Ärzte, der dieses Gegengift verabreicht.

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