Kinderbeine

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Punkt eins

Warum Kinder- und Jugendhilfe?

Unterstützung für Jugendliche: "Investition in die Zukunft" oder Sparposten?
Gäste: Johanna Fellinger, Kinder- und Jugendanwältin Salzburg & Gerald Herowitsch-Trinkl, Sozialpädagoge & Hubert Löffler, Dachverband österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Kolportierte Kürzungen bei der Kinder- und Jugendhilfe haben vor kurzem in Salzburg für Schlagzeilen gesorgt. Nach Protesten von Gewerkschaften, Oppositionsparteien und Jugendrichter:innen gibt es jetzt wieder Gespräche mit der Landesregierung, berichtet Salzburgs Kinder- und Jugendanwältin Johanna Fellinger. Als Juristin, die sich für Chancengleichheit und die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention einsetzt, aber auch aus ihrer eigenen Berufserfahrung in der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Salzburg weiß sie um die Notwendigkeit von Unterstützungsleistungen für die Jüngsten.

Die werden in Österreich von öffentlichen und privaten Einrichtungen erbracht - von unmittelbarer Hilfe bei psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt über Besuchsbegleitung bis zur Unterbringung in betreuten Wohngemeinschaften, wenn die Familie Kindern keinen Schutz mehr bietet. Eine solche WG leitet Gerald Herowitsch-Trinkl seit bald 25 Jahren im burgenländischen Marz. Einer von tausenden Mitarbeiter:innen, die österreichweit über 50.000 Kinder, Jugendliche und Familien unterstützen.

Dass in Zeiten eines drohenden Budgetdefizits regelmäßig auch die Jugendhilfe ins Visier gerät, weiß Hubert Löffler, Gründer und Geschäftsführer des Dachverbands Österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen (DÖJ). Schon kurz nach der Wahl drängte er eine künftige Regierung, sich zu "Präventiver Unterstützung statt Krisenbewältigung" zu bekennen. Die gesellschaftlichen Folgekosten wären weit höher als rechtzeitige Investitionen - das gelte im gesamten Sozialbereich, aber vor allem in der Jugendhilfe, betont auch Johanna Fellinger.

In Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen steigt auch der Druck auf Heranwachsende. Ein mögliches Symptom: Die Zahl der Schulsuspendierungen ist im letzten Schuljahr wieder gestiegen. Besonders betroffen sind urbane und stark frequentierte Bildungseinrichtungen, schreibt das Schulportal des Landes Oberösterreich - neben Wien werden dort die meisten Schüler:innen vom Unterricht ausgeschlossen. Gedacht als "Instrument der kurzfristigen Disziplinierung", werden die langfristigen Folgen in der Wissenschaft kritisch gesehen. Heuer startet nun erstmals ein Pilotprojekt zur pädagogischen und therapeutischen Begleitung der Betroffenen - aber nur in der Steiermark.

Die "Verländerung" bei der Unterstützung für Heranwachsende ist für Johanna Fellinger ein Problem. Eine österreichweit "einheitliche Kinder- und Jugendhilfe" fordert auch die Volksanwaltschaft immer wieder, zuletzt im November. Zwischen den Bundesländern gebe es große Unterschiede "bei Unterstützungsleistungen, bei Personalschlüsseln und Gruppengrößen in den Kinder- und Jugend-WGs" oder "bei den Ausbildungsanforderungen an das Personal", heißt es in der Aussendung. Aber erst 2020 wurde die gesamte Gesetzgebungskompetenz für diesen Bereich mit einer Verfassungsnovelle an die Bundesländer übertragen.

Was leistet die Kinder- und Jugendhilfe? Welche Rechte haben Heranwachsende, welche Verantwortung haben wir für sie als Gesellschaft, und wie wird diese Verantwortung wahrgenommen? Johanna Fellinger, Hubert Löffler und Gerald Herowitsch-Trinkl sind Gäste bei Xaver Forthuber. Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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  • Xaver Forthuber