Rattle dirigiert Mahler

2. März 2025, 11:03

Im Jahr 2018 schrieb der britische Komponist Harrison Birtwistle als eines seiner letzten Werke eine intensive und schroffe Orchesterkomposition von nicht einmal vier Minuten und widmete sie Simon Rattle. In der heutigen Matinee macht dieses Stück den Auftakt zu Gustav Mahlers monumentaler Siebenter. Es spielt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Chefdirigent Simon Rattle in einer Aufnahme aus der Isarphilharmonie München von Anfang November.

Kaum eine Symphonie Mahlers gab so sehr Anlass für die unterschiedlichsten, oft auch diametral auseinanderlaufenden Deutungen durch Zeitgenossen und Nachwelt. Anders als in den meisten seiner anderen Symphonien gibt uns der Komponist hier kein Programm an die Hand. Zwei ihrer fünf Sätze betitelte er als "Nachtmusiken", was der Symphonie den - nicht von Mahler stammenden - Beinamen "Lied der Nacht" einbrachte. Abgründigkeit und Idyll, heroischer Gestus und täppischer Ländler, zarte Serenade und Militärmarsch, Dur und Moll - in ihrer immer mehrdeutigen Verschränkung von Gegensätzlichem entfaltet die mahler'sche Tonsprache ihre einzigartige Sogwirkung, die uns bis heute Rätsel aufgibt - und vor allem anderen: beglückt.

(Sarah Schulmeister)

Sendereihe

• Matinee

Gestaltung

• Bernhard Eppensteiner