Diagonal

Einmal und nie wieder. Diagonal zum Thema: Tod

Der Tod ist auch nicht mehr das, was er einmal war. In unserer westlichen Gesellschaft, so lautet eine weit verbreitete Klage, sei der Tod ein Tabu, er werde verdrängt, verschwiegen, die Toten würden verräumt und unsichtbar gemacht. Doch Jahr für Jahr erscheinen zahllose Bücher über den Tod.

Seit der Jahrtausendwende machen Kultserien wie CSI oder Six Feet Under den toten Körper zum Hauptdarsteller, und Menschen planen ihre Bestattungen zunehmend nach den neuesten Trends. Erleben wir nach dem Tabu ein Revival des Todes?

Wenn "wir" sind, ist der Tod nicht da; wenn der Tod da ist, sind "wir" nicht. Der Tod, erklärt Epikur vor rund 2300 Jahren, trifft kein lebendiges, fühlendes Leben, er geht uns folglich nichts an, und es ist unsinnig, ihn zu fürchten. Aber trotz dieses gefinkelten Arguments ist die Angst vor dem Tod seither nicht kleiner geworden. Und wir haben ja nur diesen einen, einmal und nie wieder sterben wir: Also reden wir über den Tod!

Wir können unsere Nicht-Existenz, unser Nicht-mehr-Sein nicht denken, der Tod ist unvorstellbar. Das hat die Menschen aber nie davon abgehalten, sich ihn detailreich auszumalen: Ein buntes Volk phantastischer Schreck-, aber auch lockender Gestalten bevölkert rund um den Globus Mythen und Religionen, Kunst und Literatur. Macht es einen Unterschied im Umgang mit dem Tod, ob er männlich oder weiblich imaginiert wird? Und wenn Klassiker wie der Sensenmann ihre Autorität verlieren, wer oder was tritt dann an ihre Stelle? Hilft heutiges Wissen bei der Bewältigung des Todes?

Die Neurowissenschaft beobachtet heute die allerletzten Gehirnaktivitäten vor dem Tod; von der anderen Seite her, post mortem, nähern sich ihm Kryoniker, um den frisch Verstorbenen für zukünftige(s) Leben einzufrieren. Würden wir ohne die Last unserer Sterblichkeit leichter leben oder wünschten wir uns bald den guten alten Tod zurück?

Eine Sendung von Horst Widmer.

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